Kultur

Josefstadt: Peter Turrini springt seinem Freund Herbert Föttinger nach Vorwürfen bei

Am Tag nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger zu seinem autoritären Führungsstil und einer daraus resultierenden angeblichen "permanenten Angststimmung" am Haus erhält Föttinger Rückendeckung von seinem langjährigen Freund, dem Autor Peter Turrini (79). Ihm missfällt vor allem die Anonymitätswahrung jener, die die Vorwürfe vorbringen. Kritik übt er in einem der APA übermittelten Text auch an den Medien.

Föttinger sei "beizeiten ein Schreihals und ich verstehe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Hauses, die dies als verletzend empfinden", so Turrini, dessen Stück "Bis nächsten Freitag" in der vergangenen Saison am Haus uraufgeführt wurde. Er selbst habe "solche Situationen" in den 18 Jahren ihrer professionellen Zusammenarbeit "ein paar Mal" erlebt. Nun sei jedoch "der mediale Gerichtstag über ihn ausgebrochen und das Urteil der umfassenden Verdammnis scheint festzustehen", so der Autor, der unterstreicht, dass Föttinger sich in den vergangenen - coronabedingt krisenhaften - Jahren "vehement vor seine Leute gestellt" habe und so Kürzungen und Entlassungen vermieden habe.

Auch habe Turrini, der am 26. September seinen 80. Geburtstag feiert, immer wieder erlebt, "wie Schauspielerinnen und Schauspieler mit ihren privaten Nöten und Sorgen zu ihm gekommen sind und er und seine engste Mitarbeiterin versucht haben, zu helfen". Der Autor habe in seinem langen Theaterleben viele Intendanten erlebt, "aber keiner hat sich so für seine Leute eingesetzt wie er".

"Aber ja, er ist auch ein Schreihals, ein Wiederholungstäter, auch wenn ihm seine Ausbrüche nachher leid tun", räumt Turrini ein, der es auch als "richtig und wichtig" empfindet, über Verhaltensregeln und Machtverhältnisse in Theaterhäusern zu diskutieren. Abträglich sei einer solchen Debatte jedoch die Anonymität jener, die die Vorwürfe erheben.

Auch berichtet Turrini von "ausländischen Theaterregisseuren", die ihm erzählt haben, dass sie besonders gern an der Josefstadt arbeiten. "Ausgerechnet hier soll durchgehend eine 'Kultur der Angst' herrschen?", fragt Turrini. An die Medienmacher ("Wandeln diese Chefs ausschließlich schreifrei und humanitätsbewegt durch die Gänge ihrer Medienhäuser?") richtet er einen Appell: "Hört auf, euch mit anonymen Zeugen und eidesstattlichen Erklärungen zu bewaffnen und Menschen ohne ausführliche Anhörung und Gegenstimmen zu verurteilen und durch das mediale Dorf zu treiben." Nachsatz: "Führt eine offene Debatte über Macht und Machtmissbrauch, also auch über euch."