Kultur

Täuschung überall: "Traue niemals einer Frau"

Die Latte liegt hoch bei diesem Glanzstück über die Manipulierbarkeit der Strafjustiz. Groß ist die Herausforderung: Hat doch jeder bei „Zeugin der Anklage“ die Verfilmung von Billy Wilder mit Marlene Dietrich und Charles Laughton im Kopf.

Aber in Vienna's English Theatre ist der Agatha-Christie-Klassiker „Witness for the Prosecution“ (bis 21. Dezember) von Philip Dart als Gerichtsdrama voller Humor, Spannung und spektakulärer Wendungen sehr effektvoll in Szene gesetzt.

Das Thema der Täuschung ist im genial konstruierten Stück allgegenwärtig. Wie überall, wo Menschen Entscheidungen zu treffen haben, besteht auch vor Gericht die Möglichkeit, auf unterschiedliche Art und Weise hinters Licht zu führen – und geführt zu werden.

Sue Mayes hat die Möglichkeiten der Theaterbühne bis an die Grenzen ausgereizt, um rasch von einer Anwaltskanzlei in einen typisch englischen Gerichtssaal zu wechseln.

Katharina Stemberger umgibt sich als betrogene Ehefrau des Angeklagten, der eine reiche ältere Dame ermordet haben soll, mit einem Geheimnis und spielt sehr differenziert zwischen kokett und kalt berechnend alle Facetten der schönen Romaine aus.

Sie spricht akzentfreies, britisches Englisch und ist in der Josefsgasse die eigentliche Attraktion neben dem wortgewandten Sir Wilfrid Robarts (Robin Kingsland), dem Star-Verteidiger mit dem messerscharfen Verstand. Unterhaltung auf hohem Niveau – nicht nur für Krimi-Freunde!

KURIER-Wertung: