Kultur

Street Art: Alte und junge Meister

Keine weißen Galeriewände, dafür Beats und Clubatmosphäre: Die Ausstellung "Escape the Golden Cage", die für ihre dritte Ausgabe (bis 31.5.2013) tatsächlich die einstige Clubbing-Location im Keller des Wiener Palais Kinsky bezogen hat, will Kunst ohne Zugangshürden und in einem coolen Umfeld zeigen. Als "Street Art" werden die Bilder manchmal klassifiziert, Organisatorin Sarah Musser nimmt von Definitionen lieber Abstand: "Wichtig ist: Der Künstler vermittelt sich selber, eine klassische Galerie ist nicht mehr so ausschlaggebend", sagt sie über "ihre" Kunstszene.

Die Diskussion, in welcher kulturellen Sphäre die Bilder anzusiedeln sind, wird dennoch heftig geführt, weil verschiedenste Gruppen an der Vitalität der Street Art mitnaschen wollen: Klassische Galerien und Museen versprechen sich von der Szene frische Energie, Sponsoren und Event-Manager nutzen das coole Image der Bilder, die - zumindest in ihrer Urform - auf der Straße und außerhalb des etablierten Kunstbetriebs entstehen.

Am Topf der etablierten Kunst?

Und die Künstler? Wer durch die Schau "Escape" spaziert, bekommt leicht den Eindruck, also wollten sie ein wenig vom Glanz der etablierten Hochkunst abbekommen. Die US-Koryphäe Dan Witz zeigt das Bild einer hinter Gittern liegenden nackten Figur, die auch aus einem gotischen Flügelaltar stammen könnte. Der italienische Künstler Ozmo zeigt unmissverständliche Zitate von Pieter Bruegel, Edouard Manet oder Jean-Auguste-Dominique Ingres in seinen Bildern. Und der Österreicher Olivier Hölzl hängt eine Version von Leonardo da Vincis "Abendmahl" in die Schau.

Im KURIER-Gespräch weisen die Künstler den Verdacht zurück, mit Hilfe der Kunstgeschichte am Topf der etablierten Kunst mitnaschen zu wollen: "Ich möchte die Betrachter darüber zum Nachdenken anregen, wie die Macht der Bilder in den vergangenen Jahrhunderten genutzt worden ist", sagt Ozmo, der eigentlich Gionata Gesi heißt und während seines Studiums in Florenz Renaissance-Kunst "inhalierte". "Ich remixe Bilder wie ein DJ, manches ist leicht wiederzuerkennen, manches wirkt seltsam."

Auch für Olivier Hölzl war die Wiedererkennbarkeit der Hauptantrieb, sich dem "Abendmahl" von Leonardo zu widmen. Der gebürtige Innsbrucker hat sich darauf spezialisiert, Bilder "mobil" zu machen: Statt der Malerei schneidet er seine Motive aus dickem Papier, die "Cutouts" sind mal eigenständige Werke, mal Schablonen für Sprüharbeiten an der Wand; eine Arbeit ist derzeit auch in der U-Bahn Station Karlsplatz zu sehen.

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Vielleicht ist es diese Ästhetik, die "Street Art" abseits der Diskussionen um Szenezugehörigkeiten, Kommerzialisierung und Imagefragen ausmacht: Die Künstler haben sich darauf spezialisiert, Bilder auch im ästhetischen Dauerfeuer des Straßenraums, im Vorbeigehen oder Vorbeifahren, lesbar zu machen. Dass sie dabei manchmal nachgerade konservative Codes wählen, ist ein möglicher Nebeneffekt. Im besten Fall sind Street Artists aber die kompetentesten Kräfte, wenn es darum geht, die Essenz von Bildern zu erkennen.

Events & Tipps

Escape the Golden Cage, bis 31.5., Palais Kinsky.

Malaktion mit Shepard Fairey: Bemalung des Silos am Gelände der Ankerbrotfabrik, Absberggasse 27, 1100 Wien, Dienstag, 21.5., 15-18 Uhr.

Präsentation des Buchs "Street Art Austria" über fünf maßgebliche heimische "Street Artists": Mittwoch 22.5., ab 16 Uhr im Festsaal der "Graphischen", 1140 Wien, Leyserstraße 6

"Cash, Cans & Candy": Ausstellung mit 40 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. Ab 1. Juni, Hilger NEXT, Ankerbrotfabrik, Absberggasse 27, 1100 Wien

Bilder: Shepard Fairey und die Todesfalle Haushalt