Kultur

Ist das Kunst, oder kann das abgeschleppt werden?

In Karlsruhe ist die Sache klar. Die Freiheit der Kunst hört bei der Parkverbotszone auf.

Im Rahmen der Aktion "Die Stadt ist der Star" anlässlich der 300-Jahr-Feier der Stadt in Baden-Württemberg zeigt das örtliche Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) seit Freitag zahlreiche Kunstinstallationen im öffentlichen Raum. Auch ein Mercedes-Transporter vom Typ MB 100 D aus der Kunstwerkstatt von Erwin Wurm ist darunter.

Der Österreicher zeigt Alltagsgegenstände bekanntlich gerne aus einer anderen Perspektive, hat in Wien auch schon einmal ein Einfamilienhaus verkehrt auf das Dach des MUMOK gelegt. Bei der Skulptur namens "Truck" mit dem amtlichen Kennzeichen KA-WJ 600 bog er einfach die Hinterachse um 90 Grad in die Luft - von vorne sieht der Transporter jedoch noch original aus.

Und vorne, also mit der Vorderachse, steht der Mercedes auch in der Halteverbotszone. Und das macht dann eben 30 Euro Verwaltungsstrafe. Ist doch ganz einfach. Da könnt ja jeder kommen...

Wie das ZKM bestätigte, ist die amüsante Aktion nicht Teil einer Kunstaktion, sondern tatsächlich das Werk eines (etwas übereifrigen) Mitarbeiters der Stadtverwaltung. Vorsichtshalber fragte man via Facebook auch schon einmal bei Erwin Wurm nach, ob er den Strafzettel nicht begleichen könne. Ist ja sein Auto. Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup habe sich der Sache inzwischen jedoch angenommen und zugesagt, Widerspruch gegen das Bußgeld einzulegen.

Die Facebook-User kommentierten die Aktion belustigt. "Jetzt ist es ein 'richtiges' Karlsruher Kunstwerk! Danke Ordnungsamt" und "Karlsruhe ist und bleibt eine Beamtenstadt. Deutlicher kann man das nicht zeigen", war dort zu lesen.

Update: Der "Vollzugsbedienstete im kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Karlsruhe", der den Strafzettel ausgestellt hat, hat sich inzwischen zu erkennen gegeben. "Das war als kleine humoristische Aktion gedacht", sagte der 54-Jährige in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Er und ein Kollege hätte den Menschen zum 300. Stadtgeburtstag einfach nur ein Lächeln ins Gesicht zaubern wollen. Und: "Es würde mich freuen, wenn Herr Wurm auch an meiner Aktion Gefallen fand." Vielleicht haben deutsche Beamte also doch mehr Humor, als ihnen gemeinhin zugeschrieben wird. Link zum Interview.

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