"Doctor Sleep": Jetzt wird inhaliert
Von Peter Pisa
Im Abspann sang Al Bowlly zur Beruhigung „Midnight, The Stars & You“, und diese Bekanntschaft mit dem 1941 verstorbenen Engländer war das Wichtigste am Film.
Persönlich gesprochen.
Bei anderen, bei allen anderen, blieb wahrscheinlich Jack Nicholson im Gedächtnis: wie er die Axt in die Badezimmertür schlägt, um Frau und Sohn zu töten ...
Stephen King, der die Vorlage zu Stanley Kubricks „Shining“ (1980) schrieb, hasst den Film: Weil – anders als im Roman – die Geister in dem eingeschneiten Overlook Hotel in den Bergen Colorados kaum eine Rolle gespielt haben; und weil – anders als im Roman – das Alkoholproblem von Nicholson (also von der Figur Jack Torrance) untergegangen ist.
’s war halt ein Wahnsinniger unterwegs. Das reichte für den Kino-Erfolg.
Gegen die Sucht
Der überlebende fünfjährige Dan (Nicholsons Bub sozusagen) ließ Stephen King 30 Jahre keine Ruhe, und jetzt gibt es deshalb die Roman-Fortsetzung.
Sie heißt „Doctor Sleep“. Dan ist Sterbebegleiter in einem Hospiz geworden. Alkoholiker ist er auch, wie einst der Vater. Und wie einst Stephen King, der die Sucht mit einer anderen Sucht bekämpft hat: mit permanentem Schreiben.
Von Kings Sohn Joe Hill erschien gleichzeitig „Christmasland“. In beiden Büchern werden Menschen irgendwie ausgezuzelt – aber wenn man beim Lesen erschrecken will, dann dieses Mal lieber Joe Hill ...
Inhaliert, jawohl.
Shining – das ist die übersinnliche Gabe: Telepathie, Hellseherei, Geistersehen – Dan kann’s seit Kindestagen, einige andere können es auch, und die sind jetzt in Gefahr wegen der langen Zylinderfrau und ihrer Sekte.
Sehr seltsam ist Stephen Kings Fortsetzung; und ein bissl deppert, mit Verlaub, klingt sie auch. Al Bowlly würde jetzt gut tun.