Kultur

Statt als Rechtsmediziner Mörder jagen lieber schlaflos singen

Aus einem Pfosten des Bettes der Oma baute sich Jan Josef Liefers als Kind seine erste E-Gitarre. "Die konnte man damals in der DDR nicht so einfach im Laden kaufen", sagt er im KURIER-Interview. "Also habe ich den Hals meiner Westerngitarre abgesägt und mit Klebeband und Schrauben am Bettpfosten montiert. Mir war damals nicht klar, dass Instrumentenbau ein Kunsthandwerk ist. Aber sie hat – angestöpselt an das Radio – geklungen. Für zehn Sekunden."

Ein heilloses Geheule, sagt er, sei das gewesen. Der Sound der Einstürzenden Neubauten vorweggenommen. Mit sichtlichem Amüsement erinnert sich Liefers, der in seiner populärsten Rolle im Tatort Professor Boerne mimt, an diese Kindheits-Anekdote. Denn die Musik war damals schon ein Traum.

Jetzt kommt Liefers mit diesem Traum nach Wien. Am 15. 3. tritt der 51-Jährige mit seiner Band Radio Doria im Chaya Fuera auf, um die Songs des Albums "Die freie Stimme der Schlaflosigkeit" live zu präsentieren.

Schlupfloch

Schon seit 1999 ist der Schauspieler auch immer wieder als Sänger tätig. Da schrieb er nämlich einen Song für den Film "Jacks Baby". Und merkte: "Dieser lang eingemottete Traum vom Musiker-Dasein fühlte sich noch höchst lebendig an."

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Eingemottet hatte er ihn, weil er als Sohn einer Schauspielerfamilie zwar Zugang zu dieser Welt hatte, aber niemanden kannte, der ihm ein Schlupfloch in die Musikwelt öffnen konnte.

Nach der ersten Single folgte ein englischsprachiges Album mit seiner Band, die damals noch Oblivion hieß. Weiters auch "Soundtrack meiner Kindheit"-Alben und Tourneen, für die Liefers Rock-Songs aus DDR-Zeiten wieder aufleben ließ. Mit "Die freie Stimme der Schlaflosigkeit" folgte 2014 die erste CD mit eigenen deutschen Song.

Auch wenn Liefers – für sein soziales Engagement mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet – in diesen Songs nicht politisch wird, im Interview outet er sich einmal mehr als unermüdlicher Kämpfer gegen Pegida.

Um ein besseres Bild zu bekommen, was es heißt, Flüchtling zu sein, reiste Liefers schon vor zwei Jahren nach Aleppo: "Schon damals stand in einer der schönsten Städte der Welt nicht mehr viel. Der Rest wird jetzt plattgemacht, was neue Fluchtgründe schafft. Und wir sind daran mitbeteiligt. Der offensichtlichste Zusammenhang: Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur – vor allem mit Kleinwaffen und Munition. Wenn man also will, dass die Fluchtbewegungen zurückgehen, muss man aufhören, Waffen zu exportieren."