Star der Woche: JESSIE WARE
Von Andreas Bovelino
Es kann nur eine geben: JESSIE WARE ist die primadonna assoluta, wenn’s um Nu-Soul und Pop mit Champagnerqualität geht. Das hörte man schon, als sie noch für Elektroniker wie SBTRKT sang oder mit den Wonderboys von Disclosure Partybanger à la „Confess To Me“ ablieferte, und Backgroundvocals für ihre Busenfreundin Florence Welch („Ceremonials“) beisteuerte. Erst recht bei ihren eigenen Songs: „Wildest Moments“, „Running“, „Champagne Kisses“, „If You Love Me“ – allesamt zum Niederknien. Nach ihrer Babypause produzierte die Londonerin jetzt endlich wieder eine neue CD: „GLASSHOUSE“. Und die wurde, so selbstverständlich wie Miss Ware elegant ist, phänomenal.
„Stay Awake“ ist eine unwiderstehlich zarte Liebeserklärung, „Alone“ eine Ballade der großen Geste, die einem dennoch nicht im Magen liegt, „Hearts“ bringt ein wenig Elektronik der alten Tage. Wie spielerisch leicht sie im Refrain von „Midnight“ die große R’n’B-Stimme auspackt, um gleich darauf wieder ganz entspannt zu sein, ist atemberaubend und „Last Of The True Believers“ ist einfach einer der schönsten Popsongs der Welt.
POP
GLASSHOUSE
JESSIE WARE
(Universal)
MEHR CDs
CHRON
OLYMPIQUE
Eine der besten Rockbands der Stunde – und eine der besten CDs, die man sich derzeit zulegen kann. Von den monstermäßigen Retroriffs des Openers „R.O.F.“ angefangen, über das himmlische Gitarrenbett von „True Love“ bis zum düsteren „Warlord“. Bei „Help“ wird’s dann sogar soulig – und das wirklich Erstaunliche an dieser Vielfalt ist: Jeder einzelne, wenn auch noch so unterschiedliche Aspekt, passt perfekt. Zeitgemäßer und spannender kann Rock nicht sein. (Sony)
SUPER SLIMEY
FUTURE & YOUNG THUG
Überraschung: Die besten Rapper Atlantas, die sich bisher auffällig unauffällig aus dem Weg gegangen sind, mögen einander! Zumindest harmonieren sie auf dieser CD erstaunlich gut, nicht nur, was ihre Auto-Tune-Exzesse betrifft. Coole Beats (Mike WiLL Made-It), ganz viel Emotion auch, jammern kann sowieso niemand so gut wie die beiden. Das kommt bei Tracks wie „No Cap“, „200“, „Patek Water“, „Feed Me“ aber schon richtig stark. (Epic)
COLORS
BECK
Herbstlich vergrübelt und melancholisch war gestern – nach seiner grammygekrönten Schmerzens-CD „„Morning Phase“ will Beck mal wieder das Tanzbein schwingen. Das macht er heute viel eleganter („Up All Night“, „Colors“, eigentlich das komplette Album) als zu Zeiten seines frühen Meisterwerks „Loser“, das ihn zum Helden der Slacker-Generation werden ließ. Aber er wirkt dabei genau so sympathisch aus der Zeit gefallen wie damals. Meine Lieblings-Beck-CD seit Jahren. (UMI)
CROOKED LITTLE FINGER
THE GRIZZLED MIGHTY
„Set A Light“, ein extracooler, psychedelisch angehauchter Bluesrocker, bescherte dem Duo aus Seattle einen Überraschungs-Hit – und die CD hält, was mit der Single versprochen wurde. Neun Songs aus einem Guss, schön krachig, nur „Get Your Head Right“ bleibt charmant hippiesk verschwurbelt. Wer die Black Keys vermisst, ist hier goldrichtig. „Sie“ (Faustine) trommelt, „er“ (Ryan) singt und klampft – an wen erinnert uns das jetzt gleich? (Rola) '