Star der Woche: JAMIE T
Von Andreas Bovelino
Poet, Songwriter, Rapper – Jamie Alexander Treays, das Wunderkind aus Wimbledon, ist 30 geworden. Und legt als JAMIE T seine vierte und bisher beste CD vor: „Trick“.
Angefangen von „Tinfoil Boy“, das vom melancholischen Indierocker mit einem Wimpernschlag zum Solarplexus erschütternden Stampfer mutiert, bis zur Ballade „Self Esteem“, die einen zweifelnden Treays zeigt, der in einem finalen Gitarrengewitter zu ertrinken scheint, hat diese Scheibe keinen Schwachpunkt. Egal, ob er wütend rappt & rockt („Drone Strike“, „Police Tapes“), seinen Helden von The Clash („Robin Hood“) und Blur huldigt („Joan Of Arc“), einen richtig smoothen Hit aus dem Ärmel schüttelt („Power Over Man“) oder ganz einfach Londoner Old-School-Party macht („Tescoland“) – der Mann ist immer richtig gut! Und lässt sich auf kein Genre festlegen. Inkonsequent? Nein, spannend.
ROCKSTAR TREATMENTWOVENHAND
Der Vater war in einer Motorrad-Gang, der Großvater fundamentalistisch–christlicher Wanderprediger – Dave Eugene Edwards (Ex- „16 Horsepower“), kennt keine Vergebung. Seine Texte haben nichts Tröstliches – so wie seine Musik. Zum gewohnten Gothic Folk, der den bösesten Outlaw wimmernd in den Staub sinken ließe, kommt nun Rock mit schneidenden Gitarren und erbarmungslosem Zeugl. Hat Größe. (Glitterhouse)
HIP-HOP/ROCKANYTHING BUT ...BANKS & STEELZ
Interpol-Gitarrist und -Sänger Paul Banks gemeinsam mit Rap-Ikone RZA („ Wu Tang Clan“)? ! Passt, ein gut hörbares bis starkes Album zwischen Rock, Hip-Hop, Pop. Besonders gut klappt der Mix, wenn RZA noch ein paar Rap-Kollegen an Bord holt (Kool Keith, Ghostface Killah, Method Man). Und wenn die fantastische Florence Welch mitsingt: „Wild Season“. (Warner)
WORLDARBINANOURA MINT SEYMALI
Hat man bei den ersten beiden Songs noch Angst, die mauretanische Sängerin hat nach ihrem Erfolgsalbum „Tzenni“ doch ihre Leichtigkeit eingebüßt, wird spätestens bei „Na sane“ klar: das Feuer ist noch da. „Suedi“ fesselt mit hypnotischer Kraft und für „Richa“ hat ihr Mann Jeiche Ould Chighaly wieder einen seiner fantastischen Gitarrenläufe ausgepackt. Auch wenn der Song etwas an „Ya Raya“ erinnert – aber das ist ja wahrlich nicht das Schlechteste ... (Indigo)
POPHOW TO BE A HUMAN BEINGGLASS ANIMALS
Hipster-Pop aus Oxford – aber so was von cool! Die vier Twentysomethings, die vor zwei Jahren mit ihrer Single „Gooey“ für Aufsehen sorgten, legen auf ihrer neuen CD gleich ordentlich los: „Life Itself“ ist eine Songperle mit zwingend groovigen Tribal Drums – perfekt. Es folgen zehn Songs zwischen verspielter Heimelektronik („Season 2“), Studenten-WG-Funk („Pork Soda“) und Indie- pop („Take“). Die „Skip“-Taste bleibt unberührt. (Universal)
JENN CHAMPION: No One – Mein neuer Lieblingssong. Melancholische Indierock-Disco-Musik aus Seattle.
BILDERBUCH: Sweetlove – Die beste Band des Landes nähert sich dem Allerbesten an: Prince.
BON IVER: God – Vom Pianoman zur monströsen Electronic/Broken- Beat-Hymne. Grandios.
SCHMIEDS PULS: Easy – So muss Songwriterei.
SLEIGH BELLS: Hyper Dark – Mal hart, mal zart. New Yorker Noise-Pop at its best.
WEYES BLOOD: Seven Words – Hippie-Songwriting, das einfach glücklich macht.
MANDY & JUDITH: Caught In A Cave – Die wunderbare „Fijuka“-Bassistin/ Sängerin macht Elektro-Disco. Aber richtig super.
NICKI MINAJ: The Pinkprint Freestyle – Noch immer schärfer, schneller, besser als der Rest.
SIA FEAT. KENDRICK LAMAR: The Greatest – Sogar ein mittelmäßiger Song der beiden ist ein Erlebnis.
SOHN: Signal – Electronic Soul. Schön & gut. Nicht nur wegen des Videos von und mit Milla Jovovich ...