Kultur

Star der Woche: CHARLOTTE GAINSBOURG

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Es gibt Schauspieler, die Musik machen, was selten über ein „Bemüht“ hinausgeht. Es gibt Musiker, die schauspielen wollen, was so gut wie immer eine Katastrophe wird. Und es gibt CHARLOTTE GAINSBOURG. Ihren ersten Film drehte sie mit 13, als Tochter von Catherine Deneuve in "Duett zu dritt", weil ihre Mutter Jane Birkin sie zu ihrem Glück "zwang". Der Streifen war noch eher mausi, aber schon zwei Jahre später wurde sie für ihre Rolle in Claude Millers "Das freche Mädchen" gefeiert. Für Zündstoff sorgte ihre Zusammenarbeit mit Papa Serge im Film "Charlotte forever". Das Inzestthema, dargestellt von Vater und Tochter, schockierte, Fragen nach Parallelen in ihrer tatsächlichen Beziehung wurden laut. Der Skandal war perfekt, zusätzlich befeuert durch den schlüpfrigen Song "Lemon Incest", den sie ebenfalls dem Herrn Papa aufnahm. So starteten sowohl ihre Film- als auch ihre Gesangskarriere schon mit 15 durch. Zugegeben etwas fragwürdig, aber an ihrem grundsätzlichen Talent musste man nicht zweifeln.

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Es folgten beeindruckende Leinwanderfolge von „Die kleine Diebin“ über "21 Gramm" und Larsy von Triers "Melancholia". Dass Inzest-Themen und sexuelle Extreme in ihren Filmen immer wieder eine große Rolle spielen ("Der Zementgarten", "Antichrist", „Nymphomaniac“) ist umso erstaunlicher, da Charlotte Gainsbourg privat als eher schüchtern und zurückhaltend gilt. Über ihre Rolle in "Nymphomaniac" meinte sie in einem Interview, Leinwandsex mache ihr prinzipiell nichts aus, aber die masochistischen Szene seien demütigend gewesen. Dazu kamen immer wieder großartige Alben, mit „IRM“ (2009) sogar eines, das zu Recht als richtungsweisend gilt. Mit ihrer neuen CD „REST“ bestätigt die 46-jährige Britin ihre Ausnahmestellung.

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Mehr Frenchpop als auf dem indielastigen Vorgänger, aber auch in den üppigsten „französischen“ Momenten („Ring-a-Ring“) ganz bei sich, in der intimen Trauer über den Tod ihrer Schwester Kate, die vor genau vier Jahren aus dem vierten Stock ihrer Wohnung in Paris stürzte. Und auch in ihrer Wut. "Zum Schmerz gehört Trauer. Aber auch Zorn", sagt sie. Dazu: Düsterer Euro-Disco („Deadly Valentine“, „Sylvia Says“), Chanson („Dans Vos Airs“) und ein Song, den Paul McCartney ihr auf den Leib geschrieben hat („Songbird in a Cage“). Der übernimmt auch gleich Bass, Schlagzeug, Piano und die funky Gitarre. Diese CD ist eine dunkel schimmernde Perle.

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