Kultur

Soziale Lage: Wieder nur Studie statt Taten

Thomas Drozda, Kultursprecher der SPÖ, vermochte kürzlich zu verblüffen. Unmittelbar nach der Protestkundgebung von Gerhard Ruiss und seinen Mitstreitern ließ er in einer Aussendung wissen, dass er "die Forderungen der Kunst- und Kulturschaffenden nach Verbesserung der sozialen Lage" unterstütze: "Meine letzte Unterschrift als Kulturminister galt dem Auftrag für eine Studie zur sozialen Lage der Kulturschaffenden." Sie werde, betonte er, "eine wichtige Grundlage unserer Arbeit sein".

Unserer Arbeit? Die soziale Absicherung wäre seine Arbeit gewesen, so lange Drozda in der Regierung war. Aber in seinem Abschiedsbrief vom 15. Dezember hielt er fest, dass "manches unvollendet" geblieben sei, "allen voran" die soziale Absicherung. Und natürlich bekommt nicht Drozda die Studie zugestellt, sondern sein Nachfolger Gernot Blümel (ÖVP).

Schon einmal wurde eine solche Studie "Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich" in Auftrag gegeben. Und zwar vor genau einem Jahrzehnt – von der damaligen SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied.

Das Autorenteam rund um Petra Wetzel (L&R Sozialforschung) zog damals, nach der Auswertung von 1850 Fragebögen, herbe Schlüsse: Das mittlere Äquivalenzeinkommen (Pro-Kopf-Einkommen) der Künstler betrug 1.000 Euro pro Monat. Es lag damit deutlich unter jenem der Gesamtbevölkerung (1.488 Euro) und nur knapp über der Armutsgefährdungsgrenze (893 Euro). Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Kunstschaffenden verfügte über ein Einkommen unter dieser Grenze. Die Armutsgefährdungsquote der Künstler war damit dreimal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (12,6 Prozent).

Ob dieser Zahlen wollte Schmied die Studie zunächst nicht veröffentlichen. Wolfgang Zinggl, damals ein Grüner, heute ein Pilz, reagierte erbost: "Die angebliche Kulturnation lässt die Künstler im Regen stehen. Das ist ein Skandal, ein ausbeuterischer Skandal!" Er forderte die soziale Absicherung der Künstlerschaft.

Nun ja. Nach Gesprächen mit mehreren Künstlern glaubt Ihr Tratsch-Partner zwar nicht, dass sich im letzten Jahrzehnt (mit ausschließlich SPÖ-Kulturministern) viel gebessert hat. Aber er würde sich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen wollen. Und so wartet er gespannt auf die neue L&R-Studie. Sie kostet 64.800 Euro, ist damit ein wenig billiger als die alte (68.000 Euro) – und soll im Juli fertiggestellt sein.