Kultur

Sounds & Science: Ein Experiment im Konzerthaus

Zuerst Mozart, Klavier-Quartett Nummer 2. Danach kommen zwei Ärzte auf die Bühne. Zwei Nierenspezialisten, Marcus Säemann und Manfred Hecking, der auch Kontrabassist ist.

Dann Bach und Brahms, Rainer Honeck – Konzertmeister der Philharmoniker – spielt die Geige, am Klavier Silke Avenhaus. Und der Molekularbiologe Josef Penninger tritt auf.

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Und der Onkologe Christoph Zielinski: "Die Grenzen der Wissenschaft sind nicht streng gezogen, sie werden immer wieder neu definiert. Eingebettet in den Strom der Wissenschaft soll jetzt die Kunst der Musik gemeinsame Erkenntnisse und damit Fortschritt ermöglichen."

Werden uns die Mediziner erzählen, dass Mozart an Nierenproblemen gestorben ist? Und Brahms, geschwächt in der Direktionsloge im Musikvereinssaal seiner 4. Symphonie lauschend, an einem Karzinom der Bauchspeicheldrüse?

Nur nebenbei werden sie es erwähnen.

Keine Flatulenzen

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Und es ist von ihnen bestimmt nicht zu erwarten, dass Schlüsse zwischen Mozarts Flatulenzen und seiner Messe in C-Moll konstruiert werden. Und man wird auch nicht "dieses Musik-und-Medizin-haben-immer-zusammengehört-Zeugs zu hören bekommen", so Säemann, Initiator dieser neuartigen Konzertreihe "Sounds & Science", die am 20. September im Konzerthaus ihren Beginn nimmt. (Und 2015, etwa mit Robert Schumann und dem scheidenden Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg, fortgesetzt wird.)

Mit unvorhersehbarem, spannendem Ausgang. Denn der Dialog entsteht erst.

Ein Dialog, um Krankheiten (und die Gesundheit!) am Ende besser zu verstehen.

Vor Jahren war während eines Medizin-Kongresses die Idee geboren worden. Rainer Honeck hatte zwischen den Vorträgen Bach solo gespielt, "und dass die Aufmerksamkeit und Aufnahmekapazität der meist jungen Wissenschaftler angeregt wurde, ist wahrscheinlich eine Untertreibung dessen, was damals geschah. Es schien, als ob ein vollkommen neuer Weg beschritten wurde: die Wissenschaft begreifen und Musik fühlen" (Säemann).

In der Tiefe der Musik sei womöglich wissenschaftliche Erkenntnis zu finden.

Über das Experiment im Konzerthaus werden die Wiener Medizinstudenten anschließend unterrichtet.

Im Idealfall, so Marcus Säemann, "tritt ein totales Fallenlassen in die Musik ein, viel tiefer noch als jener Punkt, an dem man weint oder zumindest die Schönheit spürt – es sollen einem die Augen aufgehen."

INFO: Premiere 20. September im Wiener Konzerthaus, Mozart Saal. Der Reinerlös geht an die Österreichische Krebshilfe. Karten ab 45 Euro.