Kultur

Donaufestival: Soap&Skin machte den Wolf im Schafspelz

Von David Bowie und Velvet Underground zu Nina Simone und Lana Del Rey und weiter zu Sufjan Stevens und Omar Souleyman. Der musikalische Bogen, den Soap&Skin bei ihrem Auftritt am Eröffnungstag des Donaufestivals in Krems spannte, zog sich durch alle Genres.

Hätte man nicht gewusst, dass die als Anja Plaschg geborene Musikerin für dieses „In Sheep’s Clothing“ getaufte Programm nur Coverversionen spielt, hätte man aber gedacht, nur ein einziges zu hören: Das, das Soap&Skin für sich kreiert hat.

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Mit ihren Alben „Lovetune for Vacuum“ und „Narrow“ etablierte sie diesen Sound. Er ist geprägt von ihrer brüchigen, aber extrem ausdrucksstarken Stimme, Klavier, Streichern und raffinierten Elektronik-Strukturen. Und er ist so randvoll mit Dämonischem und Mysteriösem, Hysterie oder Schwermut, dass den Zusehern bei den Shows die Gänsehaut über den Rücken kriecht.

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Immer schon hat Soap&Skin damit Songs wie zum Beispiel „Me & The Devil“ von Robert Johnson oder „Voyage Voyage“ von Desireless interpretiert. Letzteres gibt es im ersten Teil der Show zu hören: Plaschg sitzt am Klavier, wird von wenigen Streichern und Bläsern begleitet, die anfangs nur sparsame Akzente setzen und gibt sich ganz der Melancholie der Songs hin.

Was auch hier schon faszinierend ist, ist die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich Songs wie „Maybe Not“ von Cat Power oder „Stars“ von Nina Simone zu eigen macht und das Drama aus ihnen rausholt oder gar erst hineinlegt.

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„The Boxer“ von Simon & Garfunkel ist dann der einzige Welthit, den Plaschg in diesem eklektischen Programm hat – vielleicht weil Welthits selten so abgründig sind, dass sie perfekt zu ihr passen. Das zeigt sich auch hier. Diese Wohlfühlmelodie ist die einzige, die Plaschg nicht mit der Intensität fluten kann, die sie hier sonst auf die Bühne bringt.

Aber es ist der Wendepunkt zum zweiten Teil, der von Rhythmus, Vehemenz und Wut geprägt ist. Wuchtige hypnotische Elektronik-Einspielungen bilden jetzt die Basis. Wenn die Streicher und Bläser dazukommen, kann man sich das Ensemble umjubelt bei einem Hard-Rock-Festival vorstellen. Plaschg steht am Bühnenrand, tanzt wie ein besessener Derwisch, dem jeder Ton in Fleisch und Blut übergegangen ist.

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„Girl Loves Me“ von David Bowie benützt Worte aus der fiktionalen Nadsat-Sprache, die Antony Burgess für seinen Roman „A Clockwork Orange“ kreiert hat. In der Version von Plaschg bekommt der Song einen bedrohlich irren Unterton – genauso wie Omar Souleymans „Mawal Jamar“.

„Born To Lose“ von Shirley Bassey geht danach wieder in die Melancholie. Und „Pale Blue Eyes“ von Velvet Underground ist der versöhnliche Abschluss eines einmal mehr fesselnden Auftritts einer der spannendsten Musikerinnen, die Österreich zur Zeit hat.