Kultur

Singen ist Freiheit – und geht bei Dianne Reeves sofort ins Herz

Zunächst unternimmt die Siegerband des Fine Tunes Wettbewerbes – das "Trio Infernal" des Akkordeonisten Christian Bakanic – Freitag eine spannende musikalische Reise zum Tango und zu Astor Piazzolla nach Argentinien und zelebriert auch sonst mit viel Witz und noch mehr Ideen stilistische Offenheit, nachzuhören auf dem aktuellen Album "Tangarta".

Mit Herz und Soul

Dann entert das Quartett von Dianne Reeves die Bühne, spielt sich ein mit einer putzmunteren Version von Gershwins "Summertime". Ehe die 1956 in Detroit geborene Jazz-Diva selbst im Rampenlicht erscheint und sich bestens gelaunt keck scattend den ersten Song vornimmt.

Sie erkennt man sofort beim ersten Ton. Seit den späten 80er-Jahren zählt sie neben Cassandra Wilson und Dee Dee Bridgewater zur Top-Liga der afro-amerikanischen Jazz-Sängerinnen.

Für "Beautiful Life"– eine Loblieder-Sammlung auf die Schönheit des Lebens – wurde sie heuer mit ihrem bereits fünften Grammy in der Kategorie "Best Vocal Jazz Album" ausgezeichnet.

Aber die Sängerin begeistert auch live – trotz der bekannt erbärmlichen Akustik in der Rathaus-Location – einmal mehr mit atemberaubender Virtuosität, erstaunlicher Improvisationstechnik und Experimentierfreude, wilden Scats und facettenreicher Stimme.

Die musikalische Grenzgängerin lässt alle Berührungsängste und Schubladen hinter sich, mischt elegant und geschmackssicher Blues mit Soul, Latin, Pop und Jazz. Oder nimmt sich bei einer Ballade, nur von einer akustischen Gitarre begleitet, lässig alle erdenklichen Freiräume. Und animiert das Publikum zum kollektiven Mitsingen: Lalala ... die Tonskala rauf und runter ...

Kein Wunder, dass die Reeves immer wieder beteuert: "Singen ist in erster Linie Freiheit für mich. Freiheit des Geistes, Freiheit in der Kommunikation."

KURIER-Wertung: