Songs über Liebe und Verlust, Schmerz und Wut
I’m Not Bossy, I’m the Boss" ist der Titel ihres brandneuen Albums. Und mit dieser Attitüde – nicht mit schwarzer Perücke wie auf dem CD-Cover sondern wie eh und je mit Stoppelglatze – trat Sinéad O'Connor Samstag live mit fünf Musikern auf – nach sechs Jahren erneut in der Staatsoper.
Mit "Nothing Compares 2 U" von Prince hatte sie 1990 einen Welthit. Der bringt Männer und Frauen am häufigsten zum Weinen. Gleich nach "Everybody Hurts" von R.E.M., wie eine britische Studie ergab.
Zornig mit Humor
O'Connor wirkt selbstbewusst und ist nach persönlichen Krisen wieder gut drauf, wie der Wiener sagt. Sie intoniert am Anfang kraftvoll und zugleich berührend die Lyrics von "Queen Of Denmark": "I wanted to change the world but I could not even change my underwear" ("Ich wollte die Welt verändern, dabei konnte ich nicht einmal meine Unterwäsche wechseln").
Es folgt rumpelrockig "4th & Vine". Provokant und engagiert waren die Lieder der irischen Sängerin immer schon, späte Abkömmlinge des Punk, anklagend in ihrer Zerbrechlichkeit und Wut.
Der erdige Blues "Kisses Like Mine" folgt auf den Song "Dense Water", zu dem die 47-Jährige barfuß über den Teppich hüpft. Zu "No Man’s" hat sie den linken Arm in die Hüfte gestemmt. In "I Had A Baby" geht’s um ein Kind von einem verheirateten Mann.
Der Titel des heiteren "The Wolf" war von einem muslimischen Taxifahrer inspiriert. Der erklärte: Wenn der Himmel grau ist und nur ein schmaler blauer Streifen durch die Wolken scheint, sagt man in arabischen Ländern dazu: "Der Wolf heiratet." Die 16 Songs und zwei Zugaben wechseln zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, aggressiv und klagend. Und die O’Connor? Sie drückt die Gefühle aus, wie sie sagt, "damit wir nicht wahnsinnig werden".
Ganz am Schluss in einem gesungenen Gebet.
KURIER-Wertung: