Kultur

Siegfried Anzinger im Bank Austria Kunstforum

Gleich beim Eingang links: "Hinrichtung". Ein Schwein am Kreuz. Bildmotive wie dieses führten in Köln 2012 zur Absage einer Ausstellung und zu einer heftigen Blasphemie-Debatte. Sie täuschen, die sanften Leimfarben auf Leinwand und das auf den ersten Blick heitere Flair der Bilder, auf denen ein alter Christus am Kreuz, Mönche, Nixen und Indianer zu sehen sind. Jung ist der "Junge Wilde" der 80er-Jahre geblieben. Malerisch subtiler ist er geworden.

Stachelig-widerborstig

"Siegfried Anzinger" (bis 27. April) im Bank Austria Kunstforum ist keine Retrospektive. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten aus jüngster Zeit des gebürtigen Oberösterreichers, der seit 1982 in Köln lebt und 2003 mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wurde.

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Die Bildgeschichten, die wie gemalte Comics wirken "umarmen einen nicht in ihrer Großartigkeit, sondern sind stachelig und widerborstig", sagt Kurator Florian Steininger und spricht von einer "Apotheose des Quatsches".

Dabei wird rasch klar: Da hat sich ein Künstler, der am 25. 2. seinen 61. Geburtstag feiert, über Jahrzehnte seine Lebendigkeit erhalten. Bricht mit Erwartungshaltungen, irritiert mit einem Nebeneinander von High und Low. Setzt mehr denn je auf das Tragisch-Komische, das Groteske und die erotische Satire. Verstört allzu Konservative.

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Das Pathos will er stören. "Ballast abwerfen" und "ernste Motive unterlaufen". Wenn er Themen wie die Kreuzigung, Madonna oder den heiligen Hieronymus visuell brisant neu aufbereitet, stellt sich die Frage nach der Grenze zwischen Kunst und Kalauer.

Für den Künstler, der sich intensiv mit den Alten Meistern befasst hat, und der "dem Kunsthistorischen Museum sicher nähersteht als der Documenta", so Steininger, geriert sich das Bild als "Schießbudenmalerei".

Als Ort des Quatsches, aber nur, was das Motiv betrifft. Gemalt wird hochkonzentriert. Denn: "Wenn du den Quatsch sehr ernst malst, ist der Quatsch kein Quatsch mehr." Die Launen des Bildes sollen, so der Künstler, sichtbar sein, "nicht die Keckheit des Malers."

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Anzinger bezeichnet sein Werk als dauerndes Üben an Sujets. Dabei geht es ihm bei seinen "Quatschinhalten" mit Cowboys, Indianern oder den gespreizten Beinen der Squaw mehr darum, "über die Banalität hinaus neue Richtungen einzuschlagen".

Wie da höchst Profanes und Sakrales verschwurbelt wird, wenn etwa eine verhüllte Maria ein "letztes Foto" des Gekreuzigten schießt, dann hat das – bösen – Witz. Auch wenn mancher die Nase rümpft. "Aber", so Anzingers Selbstanspruch, "nach dem Schmunzeln muss noch Malerei übrig bleiben."

"Ich wollte im Kunstforum etwas von meiner Handschrift zeigen", sagt Anzinger und bekennt: "Ich unterhalte mich gern beim Malen, indem ich etwas mache, was ich gern sehe." Was aktuell ausgestellt ist, habe er "über Jahre in der Zeichnung vorbereitet. Auch wenn es vielleicht so aussieht: Das ist nicht so einfach an einem Wochenende hingemalt."

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Ein Flashback in einem kleinen Raum erinnert an Anzingers Biennale-Auftritt 1988. Und vor dem "Exit through the gift shop" gibt es noch "Dichteres, Persönlicheres und auch Depressiveres, das an die mit unserer Existenz verbundenen Schmerzen erinnert".

Info: Bis 25. April, täglich 10 bis 19 Uhr, Fr. 10 bis 21 Uhr; 1., Freyung 8; Katalog: 29 €