Kultur

Shakira im Glück

Ich habe den jüngsten Backgroundsänger aller Zeiten auf meiner Platte! Und ich bin unglaublich stolz darauf."

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Shakira sitzt auf der Bühne eines Hotel-Ballsaals in Barcelona: Der Launch-Event für ihr neues Album "Shakira". Die Sängerin strahlt. Denn der "Background-Sänger" ist ein Jahr alt, heißt Milan und ist ihr Sohn. Und auch wenn man seinen Beitrag – ein "Um Mah" am Ende des Songs "23" – kaum als Gesang bezeichnen kann, schwärmt die Mama weiter: "Das ist für mich ohnehin ein sehr bedeutungsvoller Song, weil es dabei um Schicksal und seinen Papa geht. Ich wollte gerade die letzte Strophe aufnehmen, als Milan wie jeden Nachmittag zu mir ins Studio kam. Ich setzte ihn auf meinen Schoß, und er hörte sehr konzentriert zu, während ich weitersang. Als ich fertig war, gab er diesen Laut von sich. Natürlich musste ich das drinnen lassen."
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Milans Papa, der FC-Barcelona-Star Gerard Piqué, für den die Kolumbianerin nach Barcelona gezogen ist, ist auch da. Er sitzt mit ein paar Kicker-Freunden und seinen Eltern an einem der 15 Tische. Später, während die anderen essen, wird Shakira zu jedem der anderen Tische gehen, um die Journalisten und Mitarbeiter ihrer Plattenfirma, die aus der ganzen Welt angereist sind, persönlich zu begrüßen. Mit jedem, der will, wird sie für Fotos posieren – immer lachend, immer mühelos herzlich.

Ungekünstelt

Es ist diese sonnige, ungekünstelte Art – in Verbindung mit ihrem zielstrebigen privaten Engagement –, die der 37-Jährigen Zugang zum politischen Parkett verschafft hat. Denn neben ihrer Gesangskarriere hat sich Shakira noch ein anderes klares Lebensziel gesetzt: Bildung und gesunde Ernährung für unterprivilegierte Kinder und Jugendliche in Lateinamerika zur Verfügung zu stellen.

Dafür hält sie Reden für UNO-Mitglieder, trifft den US-Präsidenten. Sie vermittelt zwischen denen, die haben, und denen, die brauchen. Und vor allem baut sie mit ihrer Organisation "Barefoot" in von der Welt vergessenen, verarmten Gegenden in Südamerika Schulen, die auch als Jugendzentren fungieren.

Sie ist sich sicher: Der Weg zu einer besseren Welt beginnt genau dort. Am besten schon bei den ganz Kleinen, bei Kindern in Milans Alter – mit einer gesunden Ernährung. Denn da, sagt sie, entwickelt sich das Gehirn. Und wie es sich entwickelt, stellt die Weichen für die Zukunft.

Werbedeals

Deshalb treibt Shakira Spenden auf, steckt aber auch selbst jede Menge Geld in das Projekt. Das ist der Grund, warum die Sängerin, die 70 Millionen Alben verkauft hat, immer wieder hochdotierte Werbedeals mit Großkonzernen wie Danone oder Oral-B abschließt.

Auch beim Launch-Event in Barcelona bekommt man das Gefühl, dass ihr das Projekt fast schon wichtiger ist als der nächste Hit: "Dieser Arbeit habe ich mich bis ans Ende meines Lebens verschrieben", sagt sie bestimmt. Gerade hat sie wieder eine neue Schule in Cartagena in Kolumbien für 700 Schüler eröffnet.

"Mit Kindern zu arbeiten ist eine der schönsten und lohnendsten Aufgaben, denn man sieht schnell die Auswirkungen", erklärt sie. "Schüler, die wir von Anfang an begleitet haben, studieren jetzt Biologie oder Wirtschaft. Das sind Kinder, die sonst in die Fänge von Guerilla-Kriegern oder Drogenbanden gekommen wären. Aber Bildung hat ihnen eine echte Chance für ihre Zukunft gegeben."

Vielleicht hat sie ihr Engagement als Coach der US-Ausgabe der Casting-Show "The Voice" auch nur angenommen, um Geld für dieses Herzensprojekt aufzutreiben. Zwar sagt sie, dass sie durch die Möglichkeit, Mentor für junge Künstler zu sein, viel über sich selbst gelernt habe. Sie merkt aber auch an, dass es mit sehr vielen Langstrecken-Flügen und somit jeder Menge Mühe verbunden ist.

Aber das war auch die Arbeit an "Shakira". Die dauerte zweieinhalb Jahre und war auch ein Selbstfindungstrip.

Musikalisch wendet sich Shakira, die in Kolumbien schon als Teenager ein Star war, dabei von den elektronischen Disco-Klängen früherer Werke ab. Sie mischt munter Rock, Pop, Reggae, Folk und sogar Country. Mit dem amerikanischen Country-Sänger Blake Shelton hat sie den Song "Medicine" aufgenommen.

Duett mit Rihanna

Und die Single "Can’t Remember To Forget You" ist ein Duett mit Rihanna. Eine Zusammenarbeit, von der sie fast so schwärmt wie von jener mit ihrem Sohn. "Es war alles so einfach mit ihr. Man kennt Rihanna als eine der größten Diven der Welt. Und es kann schon ein Abenteuer sein, wenn man das erste Mal mit so einer Kollegin arbeitet.

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Aber Rihanna ist privat und wenn man mit ihr arbeitet wie das Mädchen von nebenan – so warmherzig, süß und bescheiden. Und auch, dass sie überhaupt ,Ja‘ gesagt hat, ist toll: Denn als ich sie anrief, war sie am Ende ihrer Tour. Und ich weiß, wie man sich da fühlt: Danach will man nur mehr zum Einsiedler werden. Aber sie sagte sofort, ja, ich mach’ das. Ich habe einfach sehr viel Glück im Leben."

Das besiegelt Shakira dann noch mit einer akustischen Performance. Die Schicksals-Liebesballade "23" singt sie, den Blick durchwegs auf ihren Fußballer-Freund gerichtet.

(Brigitte Schokarth, Barcelona)