Sex-Symbol im Schmollwinkel
Von Dieter Chmelar
Ich bin Brigitte Bardot, und diese Brigitte Bardot, die da oben auf der Leinwand lebt, diese Brigitte Bardot wird niemals 60 sein", sagte sie 1973, als sie ihre sagenhafte Filmkarriere hinschmiss.
Ihr Dasein teilt sie ein halbes Jahrhundert später nicht mehr mit hohen Tieren, sieht man vom vierten Ehemann – einem Le Pen-Politiker (Kasten unten) – ab, sondern mit ungezählten gequälten Kreaturen. Hunde, Katzen, Vögel. Bardot gilt als Paradebeispiel dafür, dass Tierliebe gern mit Menschenhass einhergeht: "Menschen ekeln mich an. Solange ich sie nicht ändern kann, bleibe ich bei den Tieren."
"Du bist der unerfüllbare Traum jeden Mannes – du erregst auf allen fünf Kontinenten Anstoß."
(Roger Vadim († 2000) Regisseur, Bardots erster Ehemann)
"Bei meinen Geliebten habe ich immer nur Zuneigung und Zärtlichkeit gesucht", beruhigt sie in der Rückblende die Gemüter. Aber als Weltstar, als die Leinwand ebenso oft waagrecht wie senkrecht gespannt war, gefiel sie sich in Frivolitäten wie "Mein schönster Tag? Das war eine Nacht" oder Freimütigkeiten wie "Ich war keinem meiner Männer treu – zur Treue bin ich nicht geboren."
Vadim, der zwar geschäftlich prächtig vom promiskuitiven Appeal "seiner" Schöpfung profitierte, aber gefühlsmäßig arg darunter litt, tröstete sich mit der Erkenntnis: "Sie hat eine Begabung zur Untreue, aber sie leidet sehr unter parallelen Affären."
Bilder: Sex-Symbol & Tierschützerin
"Moue" ist auch die Übersetzung von Bekümmertheit.
Ein Charakterzug freilich, den ihr einziger Sohn, Nicolas Jacques, den sie nach mehreren vorangegangenen Abtreibungen widerwillig zur Welt brachte, nie entdecken durfte – Bardot bekannte in ihren Memoiren ("BB", Lübbe,1996): "Es war wie ein Tumor, der sich in mir von meinem geschwollenen Fleisch genährt hatte ... Ein Kind ging über meine Vorstellungskraft, und doch war es da. Ich muss ein Scheusal gewesen sein!"
In einer Pressekonferenz sagte sie gar, es wäre ihr lieber gewesen, von einem kleinen Hund entbunden worden zu sein. Dafür bezahlte sie übrigens Schmerzengeld.
"Menschen ekeln mich an. Solange ich sie nicht ändern kann, bleibe ich bei den Tieren."
(Brigitte Bardot als Kämpferin für die Kreatur)
Aus dem Schmollwinkel ihres Altenteils vernahm man "Perlen" rüder Menschenverachtung. Etwa über Muslime: "Sie zerstören unser Land." Oder über illegale Einwanderer: "Sie machen Kirchen zu Sauställen." Und über Homosexuelle: "Sie wackeln mit ihrem Hintern, spreizen ihren kleinen Finger ab und klagen mit Kastratenstimme, was die bösen Heteros ihnen antun."
BB ist der Beweis dafür, dass man auch ohne Lifting das Gesicht verlieren kann.
Kindheit
Brigitte Anne-Marie Bardot wird am 28. September 1934 in Paris als Erste von zwei Töchtern des lothringischen Industriellen Louis "Pilou" Bardot und seiner Ehefrau Anne-Marie "Toti" Mucel geboren. Ihre jüngere Schwester (später auch Schauspielerin, heute 76) wird "Mijanou" gerufen. Sie erhält den Spitznamen "Bri-Bri", was soviel wie Kunstfaser bedeutet.
Anfänge
Bardot nimmt mit 13 Ballett- unterricht und wird mit 15, noch mit ihrer natürlichen Haarfarbe (brünett), schnell zu einem der meistgefragten Hut-Models und Mannequins von Paris.
Karriere
Regisseur Marc Allégret fallen Bardots "sinnliche Schönheit und mädchenhafte Unschuld" auf. Sein Assistent Roger Vadim, damals 21, beginnt eine Affäre mit der Minderjährigen und macht sie als Ehefrau (siehe Männer) bald zum Weltstar. Der Durchbruch gelingt mit "Und immer lockt das Weib" (1956, neben Curd Jürgens und Jean-Louis Trintignant). Für den Boulevard ist die nunmehr blonde "Bombe" nur noch "BB". Zu den größten Erfolgen unter 50 Filmen zählen "Die Wahrheit" (1960), "Die Verachtung" (1963) und "Viva Maria" (1965, mit Jeanne Moreau). 1973 kehrte sie der Leinwand abrupt den Rücken zu.
Männer
Ungezählte Affären, vier Ehen: Mit Roger Vadim (1952–’57), Schauspieler Jacques Charrier (1959–’62, ein Sohn, Nicolas- Jacques, heute 54), mit Jet-Set- Ikone Gunter Sachs (1966–’69) und mit Front-National-Politiker Bernard d'Ormale (seit 1992).
Auszeichnungen
Bambi (1967), Ehrenlegion (1985) und Golden Ark Award (1989) für Natur-Engagement.
Tierschutz & Politik
Bardot ist militante Tierschützerin und brachiale Rechts-Populistin, was mehrfach zu Verurteilungen und etlichen Geldstrafen führte.