Kultur

Señorita Westinghouse ist das Glück

Also, da war ein Friseur, der wurde aus unbekannten, vielleicht politischen Gründen ins Irrenhaus gesteckt. Eines Tages hat der Geheimdienstchef für seine Entlassung gesorgt, damit er ein entlaufenes Hündchen suchen kann. Ein spezieller Auftrag. Das Hündchen war eh im Park angebunden, aber inzwischen wurde ein Model umgebracht, und der Friseur, der ins Irrenhaus gesteckt worden war.... ach was.

Vielleicht kennen sich Eduardo Mendoza und Francisco Ibáñez ja. Ibáñez zeichnet die Comic-Abenteuer von Clever & Smart, Mendoza schreibt über Barcelona – wo er und Ibáñez leben.

Berühmt wurde Mendoza mit "Die Stadt der Wunder" (1992): Der Aufstieg eines Buben vom Land zum mächtigsten Mann Barcelonas. Immer noch sehr zu empfehlen, sein Allerbestes, die Taschenbuchausgabe kostet nur 12,40 Euro.

Schrulliger

In "Das dunkle Ende des Laufstegs" hat sich der 74-Jährige Fabulierer in die unmittelbare Nähe von Clever & Smart gerückt. Das kann durchaus gefallen.

Wie es ja auch vielen gefällt, wenn Clever und Smart – Band eins von mehr als 200 Bänden – einem Hendl nachhetzen, das den Verfolgern Eier in den Mund schießt, sodass diese nur noch COCORICOOO rufen können.

Zwar ist in Mendozas neuestem Roman ein Abgesang auf das Barcelona nach Franco zu erkennen: die 1980 Jahre, als alles schmutziger, heimeliger, schrulliger, schöner und bestimmt alles weniger geschäftstüchtig war.

In Auge aber springt die durchgeknallte Krimihandlung. Die Lust, mit der Sprache allerlei anzustellen.

Der Friseur lernt einen Transvestiten kennen, gemeinsam jagen sie den Mörder des Models. Bei Señorita Westinghouse handelt es sich um einen ehemaligen Beamten der Guardia Civil, der die auffällige Kopfbedeckung, den Dreispitz, ablegte, sich eine Perücke aufsetzte und, neben anderer Damenkleider, elf Zentimeter hohe Stilettos in Größe 47 anzog.

Señorita Westinghose ist das Glück dieses Romans.


Eduardo Mendoza:
„Das dunkle Ende des Laufstegs
Übersetzt von
Kirsten Brandt. Verlag Nagel
& Kimche.
336 Seiten.
23,70 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern