Seine Reisen berühren die Geschichte
Von Peter Pisa
Er kann’s ja. Alfred Goubran kann von der Buchhandlung Bartalszky in der Währinger Straße erzählen und, mit zwei, drei Atemzügen dazwischen, über DDT, dann ausführlich übers erste Pogrom 1389 in Prag, über den Reformator Jan Hus, über die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei 1945.
Solche Reisen beherrscht er, und es scheint dem in Graz geborenen brummigen Musiker und mutigen Schriftsteller total unwichtig zu sein, dass dadurch eine potenzielle Leserschaft ausscheidet. Wer aber bleibt, ist hellhörig. Ist neugierig. Hungert nach Erkenntnissen. In Goubrans vorigem Roman "Durch die Zeit in meinem Zimmer" wurde man mit der Entdeckung "verrindeter" Menschen belohnt – Menschen, die jung vergreist sind.
Wer "Das letzte Journal" liest, schaut einem Schriftsteller über die Schulter, der nach 40 Jahren seiner Jugendliebe begegnet. Im Versuch eines Neuanfangs muss Altes neu bewertet bzw. berührt werden. Große Geschichte für eine kleine Geschichte.
„Das letzte Journal“
Braumüller Verlag.
384 Seiten.
21,90 Euro.