Kultur/Medien

Schwarz-Blau: Wiener Secession distanziert sich

Die alterwürdige Wiener Secession distanziert sich vom schwarz-blauen Regierungsprogramm. Im Kulturkapitel hat die Regierung das historische Motto der Secession „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ verwendet (das auf dem Gebäude am Wiener Karlsplatz prangt) verwendet. Die 1897 von Gustav Klimt, Koloman Moser, Josef Hoffmann und anderen Künstlern gegründete Vereinigung nahm dies als Anlass für eine Klarstellung: "Seit der Gründung unserer KünstlerInnenvereinigung vor 120 Jahren leben wir unser Motto – ein Bekenntnis zur Erneuerung, Vielfalt und Offenheit, das jede politische Einflussnahme auf Inhalte und Ausdrucksformen ausschließt", heißt es in dem Schreiben. "Mit der Freiheit der Kunst ist unabdingbar Internationalität, Diversität und Dialog verbunden. Die Idee, dass Kunst einer kollektiven nationalen Identitätsstiftung dient, ist eine Form der Instrumentalisierung, die im Widerspruch zur Vielfalt künstlerischer Inhalte steht. Künstlerisches Schaffen kann in unseren Augen nur vor diesem Horizont Relevanz und Qualität entwickeln."

Die Freiheit, auf die sich das Motto der Secession beziehe, gehe weit über die individuelle Äußerung hinaus: "Es ist erst der Austausch in einem größeren, vielfältigen, internationalen Kontext, der den einzelnen Stimmen kulturelle Bedeutung verleiht. Kultur lässt sich daher weder allein an Kunstobjekten oder Musikkompositionen festmachen noch quantitativ anhand von Besucherzahlen, Marktwerten oder der Zirkulation von Werken bewerten. Sie bedarf einer offenen Gesellschaft." Wenn eine Regierung nicht für eine freie Gesellschaft eintrete, habe ihr Versprechen einer Freiheit der Kunst nur rhetorischen Charakter.

Die Secession wurde als Abspaltung (=Secession) vom Wiener Künstlerhaus gegründet, da die Künstler den am Künstlerhaus vorherrschenden Konservatismus und traditionellen – am Historismus orientierten – Kunstbegriff ablehnten. Die erste Ausstellung fand 1898 statt. 1898 wurde auch das Ausstellungshaus nach Entwürfen des Otto-Wagner-Schülers Joseph Maria Olbrich erbaut.