Kultur

Schlechter Sex in guter Literatur

Ihr weiches, warmes Fleisch machte mich verrückt ... Sie war heiß wie kochendes Wasser in einem Destilliergefäß" - Schwülstige Beschreibungen von Liebesakten finden sich nich nur in billiger Erotikliteratur, wie der "Bad Sex in Fiction Award" jedes Jahr beweist. Das britische Literaturmagazin Literary Review will mit dem Schmähpreis auf die "schlecht geschriebene, oberflächliche und redundante Verwendung sexueller Passagen in modernen Romanen" aufmerksam machen. Bewusst werden Texte von hochdekorierten Schriftstellern nominiert. So wurde etwa John Updike 2008 für sein Lebenswerk ausgezeichnet, mit einer Textstelle aus "Die Hexen von Eastwick".

Die Shortlist für den "Bad Sex in Fiction"-Award

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Qualität und schlechter Sex

Für Aufsehen sorgte dieses Jahr, dass Richard Flanagan mit einer Stelle aus dem Roman "The Narrow Road to the Deep North" auf der Shortlist landete. Mitte Oktober war der australische Schriftsteller für dasselbe Buch mit dem renommierten, mit 50.000 Pfund dortierten Man Booker Preis ausgezeichnet worden. Flanagan beschreibt, wie ein Liebhaber mit den Lippen dem rosa Abdruck des Slip-Gummibands auf dem Bauch seiner Geliebten folgt, wobei Flanagan die Linie mit dem Äquatorkreis um die Erde vergleicht. Das Beispiel zeigt, dass auch in Büchern mit hoher Qualität "schlechter Sex" vorkommen kann.

Weiters finden sich ein früherer Booker-Preis-Gewinner (Ben Okri), ein Pulitzer-Preisträger (Michael Cunningham), ein jährlicher Anwärter auf den Literaturnobelpreis (Haruki Murakami) und eine prominente BBC-Journalistin (Kirsty Wark) unter den zehn Nominierten. Der Preis wird am 3. Dezember in London zum 22. Mal vergeben.

Literary Review verbreitet unter dem Hashtag #BadSex auch ausgewählte Beispiele auf Twitter.