Scheibenwelt trauert: Terry Pratchett ist tot
Von Georg Leyrer
Wenn man auf einer Seite in einem Scheibenwelt-Roman Terry Pratchetts während des Lesens aus dem Augenwinkel weiter unten schon viele Großbuchstaben erspäht, dann weiß man: Gleich spricht der Tod.
DER TOD, schreibt Pratchett, IST FÜR JEDEN DAS, WAS DERJENIGE SICH VORGESTELLT HAT.
Heroisch für die Helden, ein Grashalm für den toten Grashüpfer, ein richtig großer Baum für einen Hund.
Jetzt hat der Tod einen besonderen Gast empfangen.
HALLO, TERRY.
Eigentlich ist der Tod in den Scheibenwelt-Romanen immer der Lustigste. Diesmal aber ist es zum Heulen.
Pratchett war einer der erfolgreichsten Autoren der Welt, auch wenn der Name nicht jedem sofort etwas sagt. 85 Millionen Bücher hat er laut seinem Verlag weltweit verkauft, er war der bestverkaufende britische Autor der 1990er Jahre.
Was viel wichtiger ist: Mit seiner skurrilen Scheibenwelt – getragen von vier Elefanten, die auf dem Rücken einer Schildkröte durch das Weltall wandern – schuf Pratchett das, was gute Satire ausmacht: Das deutlichste, gutmütigste, freundlichste, aber ernsteste und lustigste Spiegelbild der Rundwelt.
Unserer Welt.
Auf der Scheibenwelt gibt es Hexen, die den Urlaub erfinden, und, indem sie Sinnlosigkeiten auf kleine Zettelchen schreiben, auch gleich die Postkarte.
Zeitungsmacher, die es nicht ein einziges Mal schaffen, den Titel ihrer Zeitung richtig zu schreiben.
Die Rolling Stones. Kleine, unwichtige Götter (blöd für die!). Eine Polizei, die nichts auf die Reihe kriegt, dadurch aber jedes Verbrechen löst.
Eine Universität mit Zauberern und Affen.
Pratchett hat, in unzähligen Romanen, ein ganzes Universum erschaffen, in dem nichts heilig ist, in dem man sich über alles – Religion, Herrscher, Liebe, feine und unfeine Unterschiede – lustig machen darf. Es ist eine Wohltat zu lesen.
Zornig
Pratchett hat weltweit Fans, die ihre Bestürzung und Solidarität kundgetan haben, als der Autor seine Erkrankung öffentlich gemacht hat. Der freundliche Mann mit seinem Hut hatte eine seltene Form von Alzheimer. Neil Gaiman, Autorenkollege, schrieb letzten Herbst: Pratchett, der freundliche Weltdurchschauer, ist zornig.
Pratchett hat noch etwas anderes öffentlich gemacht: Er will dem Tod als freier Mann begegnen. Zu einem selbstgewählten Zeitpunkt, bevor er das nicht mehr kann. Vielleicht in der Schweiz.
Pratchett ist nun zu Hause gestorben, er war, so berichtet der Guardian, umgeben von seiner Familie, seine Katze schlief auf seinem Bett.
HALLO, TERRY.