Saalfelden: Spröde, sperrig, manchmal spirituell
Das Beste kommt oft zum Schluss. Einem durchwachsenen Programm beim Jazzfestival Saalfelden verlieh Pharoah Sanders am Ende noch Glanz. John Coltrane sagte einst über ihn: "Er verkörpert Energie und dringt stets zum Wesentlichen vor." Backstage bekennt der 72-Jährige: Seine Musik könne man nicht einordnen.
Er sei gar nicht so sehr ein Jazz-Spieler. "Weltmusiker" passe besser zu ihm. "Ich gehöre keinem Stil an. Was mich spirituell berührt, das spiele ich", sagt Sanders. Wie ein Schamane nimmt er seine Zuhörer mit in eine andere Welt, eine andere Zeit, ein anderes Bewusstsein.
In verschiedenen Konstellationen spielte der Alt-Saxofonist Tim Berne: Als Sideman in der Jazz-Rock-Avantgarde-Melange des Drummers Ches Smith und am überzeugendsten beim eigenen hochenergetischen Trio-Projekt "The Veil".
Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz und freuen sich über 90 Prozent Auslastung. Die Platz-Kapazität im Congress ist ohnedies limitiert. Die Zielgruppe ist es auch durch die kompromisslose Beschränkung auf ein sperrig-sprödes Musik-Angebot, das kulinarischere Kost vermissen lässt. So wurde gewitzelt: "Ich habe Melodien gehört. Ob das der Intendant erlaubt hat?" Dass eine so grandiose Pianistin wie Amina Claudine Myers nur in homöopathischer Dosis zum Zug kam, ist schlicht ärgerlich. Weil finanziell eng kalkuliert werden muss, hat man um zwei Headliner Musiker, u. a. den Saxofonisten Ken Vandermark, programmiert, die hier schon öfter zu hören waren. Mit 585.000 € war das Festivalbudget niedriger als in den Vorjahren. Den Ruf nach mehr Subvention konterte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller herb-charmant mit dem Hinweis: Ein, zwei Zentimeter mehr an Euro-Münzen könnten es vielleicht werden . . .