Kultur

Russell Brand und die neue Dreifaltigkeit: Sex, Drogen und Comedy

Auch wenn Ihnen der Name Russell Brand nichts sagt: Gesehen haben Sie ihn bestimmt schon einmal – an der Seite von Katy Perry. Als Kurzzeit-Ehemann der Popsängerin erlangte der Brite 2010 weltweite Berühmtheit. In seiner Heimat kennt man Brand aber schon länger. Als Moderator, Schauspieler und vor allem: Stand-up-Comedian.

In 80er-Jahre-Schulterpolster und hautenge Jeans gekleidet, hat es der Einmeterneunzig-Mann dort zu einer Art von Starruhm gebracht, wie man ihn von professionellen Witzemachern bis dato noch nicht kannte.

Der bekennende Ex-Junkie steht für die neue Dreifaltigkeit im Showgeschäft: Sex, Drogen und Stand-up-Comedy.

Ein bisschen wie Jesus

Dreifaltigkeit spielt auch in seinem neuen Programm "Messiah Complex", mit dem der 38-Jährige auf seiner Welttournee zwei Tage lang im Wiener Gartenbaukino Halt macht, eine Rolle. "Ich will das Publikum auf eine spirituelle Suche nach einem besseren Leben mitnehmen", erklärt Brand im Gespräch mit dem KURIER.

Dass man ihm dabei – zumindest optisch – einen Hang zum messianischen Auftreten nachsagen könnte, stört Brand dabei wenig: "Sieht nicht jeder Mann mit Bart und langen Haaren ein bisschen aus wie Jesus? Vielleicht bin ich aber auch der neue Messias. Wer weiß?"

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Bescheidenheit ist Brands Sache eben nicht. Er liebt den großen Auftritt und die Provokation. Sein größter Eklat liegt jedoch schon länger zurück: 2001 wurde Brand vom Musiksender MTV gekündigt, weil er am Tag nach den Anschlägen vom 11. September als Osama bin Laden verkleidet zur Arbeit erschien.

Mittlerweile gibt sich der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Comedian besonnener. "Ich will den Menschen einfach klarmachen, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihre eigene Geschichte gestalten können." Das ist die einfache Botschaft seines neuen Programmes: "Sei dein eigener Held."

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Gandhi, Hitler & Che

Durchexerziert wird dieser "Messiaskomplex" anhand bedeutender Figuren der Menschheitsgeschichte: Jesus, Gandhi, Che Guevara – und Hitler. Hitler? "Ja, wir Menschen brauchen auch solche Figuren von ,Gut‘ und ,Böse‘, weil sie uns dabei helfen, die Welt zu kategorisieren", zeigt sich Brand nachdenklich. Was für einen großen Mann zutrifft, der letztlich nur die Umstände, in die er geboren wurde, widerspiegelt, gelte auch für jemanden, der als ultimativer Bösewicht in die Geschichte einging. Hitler müsse man aus seiner Zeit heraus verstehen. Viele hätten zu seinem Aufstieg beigetragen. "Wenn man gewisse sozioökonomische Bedingungen schafft, gibt es eben entsprechende Reaktionen darauf."

Revolution und Drogen

Sein Sendungsbewusstsein stellt der Comedian seit einigen Jahren auch abseits der Stand-up-Bühne unter Beweis. Für den britischen Guardian schreibt Brand, der jahrelang heroinsüchtig war, regelmäßig Kolumnen, in denen er sich unter anderem für die Legalisierung von Drogen einsetzt. Welches Gewicht seine Stimme mittlerweile hat, zeigen die kontroversen Reaktionen in seiner Heimat England, auf die Brand nach einem Interview mit dem BBC-Journalisten Jeremy Paxman stieß. Darin rief Brand dazu auf, das politische System nicht auch noch mit seiner Wählerstimme zu unterstützen und forderte – ganz unironisch – eine Revolution. Und wenn die Wiener doch nur kommen, weil sie ihn als Promi-Ex und aus einigen Nebenrollen in Hollywood-Komödien kennen? "Egal. Hauptsache die Leute kommen. Den Rest erledige ich auf der Bühne", betont Brand siegessicher.

INFO: Restkarten für den zweiten Auftritt am 20. März gibt’s unter www.gartenbaukino.at