Russell Brand: Der Witz, das bin ich
Von Karl Oberascher
Warum sollte ich ein System attackieren, das mich aus der Armut geholt und mich über einer gigantischen Wäschetrommel voller Titten und Geld abgeworfen hat?" fragt sich Russell Brand in seinem Programm "Messiah Complex", mit dem der 38-jährige Brite am Mittwoch im Wiener Gartenbaukino zu Gast war.
Aber der Comedian, Ex-Mann von Katy Perry und überhaupt: Das Gesamtkunstwerk kann nun mal nicht anders. Im aufgekratzten Stakkato wettert er 90 Minuten lang gegen den Personenkult der modernen Mediengesellschaft. "Seid eure eigenen Helden", ist die Botschaft, die dem Einmeterneunzigmann sichtlich leichtfällt.
Dass das die bessere Wahl ist, zeigt Brand anhand seiner eigenen Idole, die er einen nach dem anderen von ihren Sockeln stößt. Gandhi, Malcolm X und Che Guevara? Auch nur normale Menschen. Und dass er am Ende selbst als begehrter Hollywood-Star (mit der obligatorischen Penis-Fixierung) übrig bleibt, gehört eben zu Brands schelmischem Spiel.
Wie schmal die Grenze zwischen ironischer Übertreibung und echter Hybris aber wirklich ist, zeigte sich erst, nachdem der Vorhang gefallen war. Statt einer Zugabe gab es noch von der Bühne weg Autogramme und Fotos für die wartenden Fans. Ganz ohne Augenzwinkern.
KURIER-Wertung: