Rumäniendeutscher Schriftsteller Richard Wagner gestorben
Der rumäniendeutsche Schriftsteller Richard Wagner ist am Dienstag im Alter von 70 Jahren in Berlin gestorben. Das bestätigte die Verlagsgruppe Penguin Random House unter Berufung auf sein persönliches Umfeld. Wagner war 1972 Mitgründer der "Aktionsgruppe Banat", in der deutsch schreibende Schriftsteller in Rumänien mit literarischen Mitteln gegen die kommunistische Diktatur opponierten.
Die Gruppe wurde von der berüchtigten kommunistischen Geheimpolizei Securitate verfolgt und 1975 zerschlagen. Dabei wurde Wagner kurzzeitig verhaftet. 1987 wanderte Wagner mit seiner damaligen Ehefrau, der späteren Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller, in die Bundesrepublik Deutschland aus. 1989 trennte sich das Paar.
Geboren wurde Wagner am 10. April 1952 im Dorf Lovrin, das in der von vielen deutschsprachigen Donauschwaben bewohnten westrumänischen Region Banat liegt. Bereits als Student der Germanistik und Rumänistik in der Banater "Hauptstadt" - und aktuellen EU-Kulturhauptstadt - Temeswar debütierte Wagner mit Lyrik und Kurzprosa.
Gegen Diktatur, für Minderheiten
Von Anfang an fühlte er sich der Tradition Bertolt Brechts und später jener Rolf Dieter Brinkmanns und der Beat Generation verpflichtet - die damals völlig im Gegensatz zum offiziell vom Regime in Rumänien geförderten, eher konventionellen literarischen Kanon standen. Sein heute im Taunus lebender Landsmann und Kollege Franz Hodjak beschrieb Wagners poetischen Diskurs als "immer nüchtern, unterkühlt, mit kargem Wortmaterial aufgebaut", der aber zielbewusst "in eine effektvolle, genau vorausberechnete Schlusspointe" münde. Wagner opponierte damit nicht nur gegen die kommunistische Diktatur, sondern auch gegen die enge, konventionelle Mentalität der mehrheitlich bäuerlichen deutschen Minderheit in Rumänien.
Zu seinen nach seiner Auswanderung in Deutschland erschienenen Erfolgen gehören die Romane "Das reiche Mädchen" (2007) und "Habseligkeiten" (2004). Zudem war Wagner als Journalist und Essayist tätig. Unter anderem veröffentlichte er 2011 zusammen mit Thea Dorn den Essay-Bestseller "Die deutsche Seele". In seinen letzten produktiven Jahren wandte sich Wagner von den linken Idealen seiner Jugend ab und vertrat, unter anderem in Beiträgen für das Netzwerk "Achse des Guten", deutlich konservativere Positionen. Seine schwere Krankheit verarbeitete er in dem 2015 erschienenen Prosa-Band "Herr Parkinson".