Kultur

Rossini bringt die Coyoten zum Schweigen

Nach dem unaussprechlichen „Bad Fucking“ – was geht da noch? Ist Kurt Palm für die nächste Posse in den deutschen Ort Hodenhagen gegangen?

Er geht in den Wilden Westen. Dort schreit jemand: „Bringt mir die Nudel von Gioachino Rossini!“

Das ist der Titel von Palms neuem Roman. Angeblich handelt es sich um „keinen Spaghetti-Western“. Aber mit Teigwaren müsste er doch etwas zu tun haben! Oder?

Gleich wird der Komponist, der sich auf seiner Reise von New York nach Missouri von Bohnen ernähren muss, furzen, und die Coyoten werden für Sekunde still sein.

Es ist folglich kein Wunder, dass Kurt Palm so schaut wie auf dem Foto rechts. Werden alle so schauen, wenn sie das Buch gelesen haben?

Hansel und Bretzel

Der gebürtige Vöcklabrucker kann etwas; und er ist wieder als Volksbildner unterwegs. Was er über Amerika um 1855 zu erzählen hat, das ist fein recherchiert und wird prächtig serviert.

„Falsch“ ist, dass Rossini vom Onkel ein Weideland und einen Saloon geerbt hat.

Ein grantiger Kerl, ein geiziger, verlorener. Das könnte der Wahrheit entsprechen.

Ehe er einen Planwagen kauft und zwei Maulesel namens Hansel und Bretzel, stattet Rossini in New York Mozarts Librettisten da Ponte einen Besuch ab – bei Palm ist der uralte und urgeile Da-Ponte-Pizzeria-Besitzer und Mafioso. Die Szene ist sehr seltsam und sehr gut.

Es ist auch durchaus zum Lachen, wenn sich auf der anschließenden 1700 Kilometer langen Fahrt nach Poplar Bluff (gibt’s wirklich) Gesellschaft anschließt.

1. Der Inder Kalamesh, der für seinen Maharadscha die Baumwollindustrie ausspionieren soll. Er hat immer einen Weisheit auf den Lippen: „Jal mem rehkar magar se bair kana thik nahin.“ Irgendwas mit Krokodil. Oder Kalamesh hat bloß Hunger.

2. Der geflüchtete Sklave Ringgold, der Schutz sucht und jemanden braucht, der ihm das Brandzeichen auf dem Arm wegoperiert.

3.) Der Indianer Big Thunder, der aus einem Heißluftballon stürzte und jetzt inkognito im Wald unterwegs ist. Als Slow Turtle.

Tolle Burschen also.

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Kurt Palm kann etwas. Doch achtet er stets darauf, dass er nicht zu gut wird. Aufs hohe Literatur-Ross mag er nicht steigen.

Den Hintergrund seiner Erbschaftsgeschichte hat er echt schlecht hingekriegt. Der typische, fade Western mit Viehzüchter gegen Schafzüchter und Krieg um eine Wasserstelle hat ein enttäuschendes Finale. Immerhin sind die Schafzüchter Schafzüchterinnen und lesbisch.

Buchpräsentation mit Musik ist am kommenden Donnerstag um 19 Uhr im Literaturhaus, Wien-Neubau, Seidengasse 13.

KURIER-Wertung:

INFO: Kurt Palm: „Bringt mir die Nudel von Gioachino RossiniResidenz Verlag. 264 Seiten. 19,90 Euro.