Roncalli ging zum Regenbogen
Der Geruch von Zuckerwatte, Popcorn und gebrannten Mandeln liegt in der Luft. Am Wiener Rathausplatz steht ein Lazarett für geschundene Seelen. Einen Monat lang.
Circus Roncalli, im Jahr 1976 als "größte Poesie des Universums" propagiert, feiert – mehr als 20 Millionen Zuschauer später – 40-Jahr-Jubiläum. Mit der Show "40 Jahre Reise zum Regenbogen" und einem keineswegs nur nostalgischen Puzzle aus traditionellen Nummern, sondern auch in die Zukunft weisenden Elementen.
Also mit einer Magical Mystery Tour und Clowns, Clowns, Clowns. Sie treiben allerlei Schabernack und bringen Slapstick oder Poesie ins bunte Treiben.
Vielleicht sind die Kasperliaden ein bisschen überdosiert. Obwohl: Viel Kinderlachen begleitet das bezaubernde Bildertheater, wenn der Fellini-Fan Paolo Carillon schillernde Riesenseifenblasen zaubert, wie man sie noch nie gesehen hat.
Attraktionen
Wenn sich Vivi Paul, die ältere Tochter von Circus-Gründer Bernhard Paul und das hübscheste Mädel am fliegenden Trapez, apart im hin und her schwingenden Reifen rekelt und ihre ebenso bildschöne Schwester Lili als Schlangenfrau ihren Körper ins Groteske verbiegt.
Wenn ein Beatboxer, Pantomime und Comedian in einer Person nur mit dem Mund und moderner Technik Schlagzeug Sounds und Geräusche erzeugt.
Und sobald die Pferde – darunter das putzige Pony – durch die Manege traben, geht sowieso allen das Herz auf. Eine Ballerina im Schmetterlingskostüm tanzt auf einer riesigen Mondsichel, deren Spitzen durch ein Drahtseil verbunden sind, während ein Zinnsoldat unten den Takt dazu trommelt.
Denn nur das Wunderbare ist das Wahre. Und die Wirklichkeit grausam, wenn etwa den Artisten am Trampolin ausgerechnet bei der Premiere am Donnerstag Patzer passieren.
Sonst ist der Weg zum Glück in dieser Welt der Illusionen kurz. Mach nur die richtige Geste, spiel nur die richtigen Töne und lass die Bilder tanzen. Schon können alle nur noch staunen, bis am Ende alle im Walzertakt tanzen.
Herrlicher Unsinn, außerdem Jongleure und Akrobaten, poetische Momente, Emotionen, Farben und ein Schuss Exotik – das ist Roncalli. Da versteht sich das Ensemble auch noch nach vier Jahrzehnten bestens darauf, die Menschen mit Kühnheiten außer Atem zu bringen, mit Komik umzuwerfen, mit tänzerischer Eleganz und Anmut zu entzücken.
Die Show der vielen Überraschungen scheint die Schwerkraft ebenso zu ignorieren wie die Gesetze der Logik. Manche Szenen haben etwas von der Sinnlosigkeit und zugleich Schönheit von Seifenblasen, die nur dazu da sind, dahinzuschweben, um plötzlich zu zerplatzen.
Wie sagte schon Literatur-Nobelpreisträger George Bernard Shaw: "Wer sich nichts daraus macht, in den Zirkus oder ins Theater zu gehen, ist weder Christ noch Heide, sondern ein Idiot!"
Show: Licht und Farbe, Nostalgie und Exotik, klassische Clowns und moderne Artisten: Das ist der Stoff, aus dem beim Circus Roncalli Träume gemacht
werden, als wär’s „ein opulenter Werbespot aus dem Paradies“.
Wann & wo: Bis 16. Oktober in der Zeltstadt am Wiener Rathausplatz; Vorstellungszeiten: Dienstag bis Samstag 15 und 19.30 Uhr,
Sonntag 14 und 18 Uhr; am Montag spielfrei.