Kultur

Metallica dröhnten durch Wien

Hatten Sie in der Nacht ein Brummen im Ohr? Keine Sorge, das war nur Metallica.

Die hörte man nämlich von der Donauinsel aus, wo sie ein erfreuliches Maß an wütender Energie zündeten, durch große Teile Wiens.

Dabei machte das neue Festival, das am Donnerstag seinen Auftakt nahm, seinem Namen alle Ehre: Dank Metallica und ihrem hemmungsfreien Zugang zum Lautstärkeregler gab es wirklich "Rock in Vienna", oder besser: Rocksoundfetzen in weiten Teilen Viennas.

Davor hätte es auch Rock in Egalwo heißen können.

Denn das neue Festival, das bis Samstag u.a. noch Muse und Kiss auf eine abwechselnd bespielte Zwillingsbühne bringt, ist anderen derartigen Großveranstaltungen zum Verwechseln ähnlich.

Lederhosen, Hitze und Rock in Vienna: Tag 1

Alle Inhalte anzeigen

Es gibt das selbe ortslose Catering, die selbe Spaßabteilung mit Bungee-Springen, die selben Piercing-, Tattoo- und Leiberlgeschäfte, die selbe Aufregung über teure Getränke (Soda: 5 Euro, dafür aber Gratis-Wasserquellen), die selben Schlangen beim Einlass .

Und die selben Bands. Mit dem Rock in Vienna, das sich dem am kommenden Wochenende angesetzten Platzhirschen Nova Rock vor die Nase setzte, hat man programmatisch keinerlei Innovationsdrang: Hier wird durchgereicht, was schon seit Jahren als festivaltauglich erwiesen ist.

In Sichtweite

Das Publikum beim "Rock in Vienna" aber ist ein wenig anders; und wir suchen hier nach unverfänglichen Wörtern: Es sind ein wenig mehr Rockfans von jener Sorte da, die sich das Zelten in der Rockfestivalpampa wirklich nicht mehr antun . Die das Rocker-T-Shirt aus der hinteren Kastenecke holen, oder im Zweifelsfall halt zum Kurzarmhemd greifen. Oder anders: Die Rockfans, die beim Bierkaufen nicht nach dem Ausweis gefragt werden.

Das ist schön und richtig so und entspricht durchaus dem Altersschnitt der Darbietenden auf der Bühne. Und ein neues Festival in der Stadt kommt da gut gelegen: Die Zivilisation bleibt von der Donauinsel aus in Sichtweite. Da kann man ruhig mal, frisch geduscht, hinschauen, die guten alten Bands anhören. Und nach getaner Schwer-Metal-Arbeit geht es für viele heim zur eigenen Mehrzonenmatratze.

Ein Star des ersten Tages war Rapper Ice-T (57), oder, wie er betonte: "Ice-Motherfucking-T, bitch".

So viel Zeit muss sein.

Dann war da noch Chefexzentriker Mike Patton, jugendliche 47. In Lederhose. Und kariertem Hemd. Umrankt von seiner Band Faith No More und von vielerlei Blumen. Patton schrie, mit weit aufgerissenen Augen, das Publikum an, doch jetzt endlich zu meditieren. Und fragte insistierend, wer von den Fans mit Metallica, nun, sagen wir: auf der Mehrzonenmatratze liegen will. Das war genau so schräg, wie’s klingt. Musikalisch übrigens ein absolutes Highlight .

Besser

Und natürlich waren da noch James Hetfield und seine Metallica-Mannen (Altersdurchschnitt: 51 Jahre).

Die eröffneten ihren Auftritt wie unter einer Überdosis Energydrink (die hatte wohl auch der Regisseur der großen Screens neben der Bühne inne, wo rasend schnell geschnittene Metallicabilder übereinanderpurzelten). Hetfield versprach, dass es den Fans demnächst nicht mehr gut gehen werde (sondern besser, haha).

Ein paar weitere Bands gab es noch, die abwechselnd auf dem linken und dem rechten Teil der Doppelbühne spielten. Aber so manchem dämmerte erst auf dem Gelände, das zwei abwechselnd bespielte Bühnen nicht das selbe Ausmaß an Programm bieten wie zwei gleichzeitig bespielte Bühnen (trotz Umbaupausen).

Um aber solche Fragen beiseite zu schieben, ist das Bier da (oder manchmal auch nicht da, dann murren die Fans). Das mit dem Trinken hat bei vielen schon gut geklappt. Da machte es sich bezahlt, dass man zum jeweils nächsten Act nicht weite Wege wandern, sondern nur den Kopf drehen muss.

Mit zwei Bühnen, die nebeneinander stehen und abwechselnd bespielt werden, wollen die Veranstalter des heuer erstmals stattfindenden Festivals "Rock in Vienna" eine Alternative zu den etablierten Festivals bieten. So müssen die Zuschauer keine langen Wege auf sich nehmen, um zu ihrer Lieblings-Band zu kommen. Denn von jedem Platz aus ist jeder Act zu sehen. Und weil die Bühnen abwechselnd bespielt werden, entfallen auch langwierige Umbaupausen. Kaum hat ein Act seine Show beendet, startet auf der anderen Bühne der nächste.

Die Highlights des Programms am Donnerstag (4. 6.) sind Body Count feat. Ice-T, A Day To Remember, Faith No More, Broilers, Metallica.

Am Freitag (5. 6.) werden Triggerfinger, Saint Vitus, Turbonegro, Danko Jones, Within Temptation, The Hives, Incubus und Muse, die ihr neues Album "Drones" mit im Gepäck haben, die Donauinsel rocken. Und am Finaltag (Samstag, 6. 6.) treten Heaven Shall Burn, Airbourne, Limp Bizkit, Sabaton und Kiss auf.

Eintrittskarten gibt es an der Abendkasse. Der Zutritt zum Gelände erfolgt über einen zentralen Eingangsbereich auf der Donauinsel zwischen der U6-Brücke und der Brigittenauer Brücke.

Alle weiteren Infos zum Line-up, den Anreise- und Campingmöglichkeiten unter www.rockinvienna.at.

Dieser Termin war der geeignetste. Denn da ist im internationalen Festivalkalender zwischen Frankreich, England, Deutschland und den Beneluxländern eine Lücke." Detlef Kornett, Vorstand des deutschen Konzert-Büros DEAG, sieht nichts Böses dabei, dass er das neue "Rock in Vienna"-Festival am Wochenende vor dem etablierten Nova Rock veranstaltet.

Seit im Herbst bekannt wurde, dass "Rock in Vienna" von 4. bis 6. Juni auf der Donauinsel stattfinden wird, wird diskutiert, ob Ostösterreich noch ein Rockfestival braucht. Aber auch, warum das neue so aggressiv gegen die Konkurrenz gebucht wurde. Diesen Vorwurf weist Kornett im KURIER-Interview beim Lokalaugenschein auf dem entstehenden Festivalgelände zurück: "Wir empfinden das in keinster Weise als aggressiv. Denn unser Festival ist eine Ergänzung zum bestehenden Angebot, kein Wettbewerb. Es ist in genügendem zeitlichen Abstand."

Alle Inhalte anzeigen

Als Ergänzung bezeichnen die Veranstalter "Rock in Vienna", weil es ein Stadt-Festival ist, bei dem Gäste in Hotels schlafen können. "Natürlich kann es sein, dass zu uns mehr ältere Leute kommen, die keine Lust auf Camping haben. Aber wir haben auch für die 14- bis 29-Jährigen Camping-Angebote. Außerdem kommen – vor allem aus England – viele, die das mit einem Städtetrip verbinden."

Gäste aus Japan

Sogar in Japan wurden Karten für "Rock in Vienna" verkauft. Aber vermutlich nur wegen der Hysterie, die dort um die Band Babymetal herrscht – um drei japanische Mädchen, die zu Metal-Klängen singen und Popband-mäßig herumhüpfen.

Damit das neue Festival einen "deutlichen Wien-Bezug" bekommt, haben die Veranstalter dafür das "Mind/Soul"-Konzept entwickelt. Doch die Idee, ihm ein "Wissenschaft/Kunst"-Motto überzustülpen, wirkt eher kopflos. Denn sie beschränkt sich auf das Festival-Artwork, für das Images von Sigmund Freud und Klimts "Adele" mit Industrial-Grafik verändert wurden. Entsprechende Angebote im Rahmenprogramm gibt es nicht.

Aber dafür ist bei "Rock in Vienna" ohnehin keine Zeit. Denn hier werden zwei nebeneinander stehende Bühnen abwechselnd bespielt, wodurch es keine Umbaupausen gibt. Da geht es an den Abenden mit Faith No More und Metallica, mit The Hives, Incubus, Muse, Limp Bizkit und Kiss Schlag auf Schlag.

Was bei Rockkonzerten am meisten nervt

Alle Inhalte anzeigen

Donnerstag, 4. Juni 2015

Mindstage Soulstage
BROILERS 19.40 – 20:40 METALLICA 20:45 – 23:00
A DAY TO REMEMBER 17:30 – 18:30 FAITH NO MORE 18:35 – 19:25
TESTAMENT 15.50 – 16.35 BODY COUNT ft. ICE-T 16:35 – 17:25
GOJIRA 14:30 – 15:10 3 DAYS GRACE 15:10 – 15:50
A CAUSTIC FATE 14:00 – 14:30

Freitag, 5. Juni 2015

Mindstage Soulstage
INCUBUS 20:15 – 21:15 MUSE 21:20 – 23:00
WITHIN TEMPTATION 18:05 – 19:05 THE HIVES 19:10 – 20:10
TURBONEGRO 16:20 – 17:05 DANKE JONES 15:40 – 17:55
TRIGGERFINGER 15:00 – 15:40 BONAPARTE 14:30 – 15:00
ARCANE ROOTS 14:00 – 14:30 MAYBURN 13:30 – 14:00

Samstag, 6. Juni 2015

Mindstage Soulstage
SABATON 19:55 – 20:55 KISS 21:00 – 23:00
AIRBOUNRE 17:45 – 18:45 LIMP BIZKIT 18:50 – 19:50
BABY METAL 15:45 – 16:35 HEAVEN SHALL BURN 16:35 – 17:35
COAL CHAMBER 14:15 – 15:00 OPETH 15:00 – 15:45
HELL YEAH 13:15 – 13:45 SCHIRENC plays P. STENCH 13:45 – 14:15
THE DEAD DAISIES 12:45 – 13:15
BOON 12:00 – 12:30