Roche: Nach "Feuchtgebiete" nun lesbischer Sex
Von Peter Pisa
Diesmal hat es der Ehemann von Charlotte Roche, ein TV-Produzent, etwas besser.
Er braucht nicht wieder – das sind ihre Worte – "hintenrüber zu fallen" angesichts dessen, was sie geschrieben hat.
Man denkt ja nicht nur an sie, wenn man ihre Bücher liest. Sondern auch an ihn, und im vorangegangenen Roman kam ein Ehemann vor, dessen Geruch an Omas Fischküche erinnerte. Außerdem machte er immer das Gleiche – grinsen und masturbieren.
Der "neue" Ehemann in Charlotte Roches dritten Roman hat bloß einen kleinen Penis und große Angst vor Frauen mit kleinen Brüsten.
500.000 Bücher
Sonst ist er überhaupt nicht wichtig und fällt nur mit einer sehr guten Idee auf: Er engagiert eine Babysitterin, über die sich seine Frau freuen wird. Denn die Babysitterin erweist sich als "Mädchen für alles".
So heißt der Roman, der morgen, Montag in einer Startauflage von 500.000 Exemplaren erscheint und am bisher deutlichsten zeigt:
Die ehemalige TV-Moderatorin Charlotte Roche ist eine ernst zu nehmende und unterhaltsame Schriftstellerin, die provozieren kann und provozieren soll ... aber mit ihrem Stil auch Interesse wecken kann, wenn es nicht um Sex geht, sondern z. B. um Flugangst oder einen Furz in der Waschküche.
Auf den Sack
Nach "Feuchtgebiete" im Jahr 2008 mit der Analfissur und den karfiolgroßen Hämorrhoiden und "Schoßgebete" im Jahr 2011 mit 15 Seiten Fellatio ist "Mädchen für alles" zurückhaltend.
Fast.
Wir lernen –das aktuelle profil bringt übrigens einen Vorabdruck – ihre neue Heldin Christine als grantige, latent aggressive junge Frau kennen, die ihre schlechte Laune auf die Menstruation zurückführt und sich wundert, wieso die Welt noch nichts gegen die Regelbeschwerden erfunden hat, aber auf den Mars hinauf will.
Christine geht sich "selber auf den Sack". (Lustige Formulierung einer Frau.)
Sie ist reich, sie hat alles und ein Baby, mit dem sie nichts anzufangen weiß.
Soll sich der Papa mit dem kleinen Penis kümmern.
Sie versucht gar nicht, eine perfekte Ehefrau, Hausfrau und Mutter zu sein. Sie schaut sich lieber stundenlang im TV Serien an.
Damit sie sich nicht so plagt, haha, bringt der fade Ehemann eine blonde, langhaarige Babysitterin. Eine Medizinstudentin, die sich bald um Christine kümmert, mit ihr Bier trinkt, vor dem Fernsehapparat liegt und mit ihr auf Reisen geht.
Der Sex wird so beschrieben, dass er schön ist, animierend. Es braucht also noch etwas, sonst wär’s nicht die Roche: Deshalb holt sich Christine Raumel aus der Nase und isst ihn – mit Verweis auf Berlusconi, der dabei erwischt wurde.