Kultur

Die Schönheit im Hässlichen

Es ist Jahre her, dass sich Rebekka Bakken erstmals an Tom Waits versuchte: "Ich war immer schon ein großer Fan. Allerdings nur von seinen Balladen", erzählt die norwegische Sängerin im Interview mit dem KURIER. "Ich habe zwar die Storys, die er erzählt, nicht immer verstanden, aber sie haben mich trotzdem tief im Inneren angesprochen. Deshalb habe ich ein paar seiner Songs aufgenommen – und es gleich wieder gelassen. Denn es klang für mich einfach uninteressant im Vergleich zum Original."

Neue Sichtweise

Trotzdem hat die 44-Jährige jetzt unter dem Titel "A Little Drop Of Poison" eine Sammlung von Coverversionen von Tom-Waits-Songs herausgebracht. Denn mit dem höheren Alter hat sie ein ander Sichtweise auf das Material des amerikanischen Songwriters bekommen. "Als ich das erste Mal probierte, Tom Waits zu covern, ging es mir nur um die Stimme. Darum, schön zu klingen und alles richtig zu machen", sagt sie. "Das war eine völlig falsche Herangehensweise. Bei Tom Waits geht es um den Song und den Ausdruck. Weil ich jetzt älter bin, ist es mir egal, wie ich klinge, und wie andere das aufnehmen und kann mich darauf konzentrieren."

So war Bakken zwar etwas verwundert, als die Idee zu "A Little Drop Of Poison" an sie herangetragen wurde. Skeptisch, aber – als alter Fan – doch auch interessiert. "Ich wusste zwar nicht, ob ich das besser hinkriegen würde als damals. Aber eine Sache, die ich an mir mag, ist dass ich nie Scheu vor einschüchternden Situationen habe. Denn daraus habe ich immer am meisten gelernt."

Intensiv

Um die passenden Songs auszusuchen, machte sich Bakken daran, alles was sie von Waits noch nicht hatte, ("selbstverständlich legal") herunterzuladen und sich einmal mehr in seine Platten zu vertiefen. "Das Erstaunliche war, dass er mir früher, wenn ich eine Zeit lang nur Waits gehört hatte, irgendwann zu viel wurde. Das war diesmal ganz anders. Ich konnte gar nicht genug bekommen. Und durch die intensive Beschäftigung damit fand ich auch einen Zugang zu den anderen Songs. Ich fand auf einmal die Schönheit in den Liedern, die ich immer als ,hässlich‘ bezeichnet und übersprungen hatte."

So wird Bakken mit der jazzigen Interpretation und ihrem speziellen Timbre dem Feeling der Waits-Originale durchaus gerecht. Im Herbst geht sie mit dem Waits-Programm auch auf Österreich-Tour.

Die Tourdaten: 20. 10. Graz/ Orpheum, 21. 10. Wien/Konzerthaus, 22. 10. Linz/Posthof, 23. 10. St. Veith an der Glan/ Blumenhalle.