1,9 Millionen Klicks fürs Tischkonzert
Einen Tisch und ein paar Flaschen – mehr brauchen Rakede nicht, um Musik zu machen. Mehr brauchten sie 2013 nicht, um über Nacht zum YouTube-Phänomen zu werden: Der Clip, in dem die Deutschen und der eine gebürtige Österreicher mit Händen und Löffeln Holz und Glas beklopfen, dazu sarkastisch und gewitzt über den Verlust der Freundin rappen, brachte Rakede damals schnell 500.000 Klicks ein.
Heute steht das Video bei knapp 1,9 Millionen Views und Drummer, Keyboarder und Produzent Daniel Karelly (der Österreicher aus Trofaiach, der sich als Triebwerk II bezeichnet) erzählt im KURIER-Interview, wie es entstanden ist: "Wir konnten ein paar Live-Termine nicht einhalten, also wollten wir als Entschuldigung den Fans etwas geben. So haben wir das ganz schnell am Küchentisch der WG aufgenommen."
Hemmungslos
Der Sound des soeben erschienenen Debüt-Albums "Rakede" ist allerdings ein ganz anderer. Denn das Quartett mischt dabei hemmungslos und ungeniert Metal und Dubstep, akustische Gitarren und Hip-Hop. Entstanden, sagt Sänger und Songwriter Julian Schmit (Triebwerk I genannt), sei das aus den vielen Änderungen in der Besetzung: "Angefangen hat es 2006. Aber selbst ich, der ich jetzt der Dienstälteste bin, war da noch nicht dabei. Damals war die Band aber noch ein Wohnzimmer-Scherz."
Damals entstand auch der Name, nachdem ein Freund fragte: "Was geht ab mit der Band-Rakete?" Das "d" kam rein, weil es Spaß machte, die Triebwerk-Nummern für die Musiker, weil sie der Rakede den Schub geben.
Mittlerweile ist die Besetzung kein Haufen fantasierender Träumer mehr, sondern ein Grüppchen von Profis, das sich beim Musikstudium in Arnheim in Holland kennengelernt hat. Karelly ist vor neun Jahren erst nach Deutschland ausgewandert, später nach Arnheim, um Jazz-Drums zu studieren.
Er bringt bei Rakede die Dubstep-Elemente ein. "Obwohl ich jahrelang sagte, Techno ist keine Musik. Doch dann haben mich die Rhythmen von Drum&Bass interessiert, ich habe mich in die Elektronik eingehört und gemerkt, dass der Computer auch ein ganz tolles Instrument sein kann."
Haltung
Für die ruhigen Momente sorgt Schmit, der als Kind Geige spielte, später Trompete und Gitarre und ein Fan von Queen ist. Er schreibt fast alle Texte und setzt dabei auf "Unterhaltung mit Haltung".
In "Landung berechtigt" nimmt er humorvoll das Format-Radio aufs Korn, in "Stumpf und verpeilt" die Tatsache, "dass wir in einer Welt leben, die sich nur noch sachlich überzeugen lässt, wo alles messbar sein muss und das Metaphysische verloren geht".
Ohne Ironie kommt er bei "Schwerelos", einem der Highlights von "Rakede", aus: "Das Lied ist nach dem Tod meines Vaters entstanden. Ich war sehr deprimiert und habe das in diesem emotionalen Moment in 30 Minuten geschrieben."