Kultur

Radek Knapp: Vögel und Esel beim Stromablesen

Österreichs bester humoristischer Schriftsteller ist gebürtiger Pole: Radek Knapp kam mit zwölf von den Großeltern in Warschau nach Wien zur Mutter (1976). Er hat zwei Heimaten. Schräge Vögel braucht er nicht zu erfinden – er findet sie: Als er als Strom- und Gasableser arbeitete, lag einmal ein Krokodil in der Badewanne. Im Roman "Der Gipfeldieb" steht ein Esel in der Küche.

Wir sehen zu, wenn Radek Knapps neuer Held, auch er Pole in Wien, die österreichische Staatsbürgerschaft bekommt – und danach den Stellungsbefehl. Beim Intelligenztest wird er gefragt: War Stalin Basketballer, Schachspieler oder Diktator? Der 34-jährige Ludwik Wiewurka kreuzt alle Antworten an. Hilft aber nichts. Tauglich ...

Er wird trotzdem bei sich ankommen. Aber so heiter die Geschichte ist – sie kann ernst sein: 1. sagt sie uns, dass es mit der Integration nicht klappt, weil kein Emigrant verstehen will, dass seine Heimat für ihn verloren ist.

Und 2. lernen wir einen Mann kennen, der Berggipfel sammelt: Hatte er Sorgen, stieg er auf Mont Blanc/Hohe Tatra/Großglockner und schlug einen Felsbrocken ab. Symbol für: ein bissl Vogelperspektive, schon wird alles kleiner, unbedeutender.

Sollten sich Alpenvereine demnächst wundern, dass "oben" immer mehr fehlt: Literatur hat Kraft.

Radek Knapp:
„Der Gipfeldieb“
Piper Verlag.
208 Seiten.
20,60 Euro.