Kultur

Queeres Künstlerinnenduo in einer Schockstarre vor Glück

Jakob Lena Knebl berichtete von einer bis dato unbekannten Erfahrung, dem „Glücksschock“. Das ungezwungene Plaudern ging aber dann doch recht schnell. Ashley Hans Scheirl hingegen blieb am Dienstagvormittag eher in der „Schockstarre vor Glück“.

Jedenfalls: Jakob Lena Knebl, 1970 als Martina Egger in Baden geboren, und Ashley Hans Scheirl, 1956 als Angela Scheirl in Salzburg zur Welt gekommen, vertreten Österreich im kommenden Jahr bei der 59. Kunstbiennale von Venedig. Die beiden seien „zwei der dynamischsten und international renommiertesten Künstlerinnen, die Österreich derzeit hat“, sagte Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) bei der Präsentation.

Erstmals fällte nicht die politisch verantwortliche Person die Entscheidung freihändig: Es gab eine Ausschreibung, auf die sich insgesamt 60 Kuratoren bewarben. Eine Jury mit Lentos-Chefin Hemma Schmutz, KHM-Kurator Jasper Sharp, Parnass-Chefredakteurin Silvie Aigner und Erwin Wurm erstellte einen Dreiervorschlag mit einer Präferenz. Eben für das Konzept von Karola Kraus, der Mumok-Direktorin, mit Knebl und Scheirl, die 2019 bei der 15. Biennale in Lyon mit einer „fulminanten Installation“ Erfolg gehabt hätten.

Brisante Themen

Kraus sagte, sie habe sich für die beiden entschieden, weil ihre von Verschränkungen zwischen Kunst, Performance, Design, Mode und Architektur geprägten, sinnlichen Werke brisante Themen breitenwirksam verhandelten. Im österreichischen Pavillon werde es „bühnenartige Installationen“ geben, in denen sich deren gesamter künstlerischer Kosmos ausbreite. Der Arbeitstitel der gemeinsamen Schau lautet „Invitation of the soft machine and her angry body parts“.

2017 überraschte Knebl auf Einladung von Kraus mit amüsanten Eingriffen in die Mumok-Sammlung; bis 17. Mai ist im Lentos, geleitet von Schmutz, die Knebl-Ausstellung „Frau 49 Jahre alt“ zu sehen. Und an der Akademie der bildenden Künste freut man sich riesig. Denn Knebl, einst Altenpflegerin, arbeitet dort als Senior Artist; Scheirl leitet seit 2006 die Klasse für kontextuelle Malerei.

Kraus bezifferte das Budget mit 700.000 Euro; der Bund stellt 450.000 Euro bei, den Rest will Kraus, deren Vertrag im Herbst ausläuft, akquirieren. Aus dieser Entscheidung sei jedoch kein Präjudiz für die anstehende Entscheidung über die künftige Mumok-Leitung „rauszulesen“, versicherte Lunacek.