Kultur

Queen überzeugten mit Sänger Adam Lambert

Ich will eine ehrliche Antwort: Was haltet ihr von diesem Mann?" Queen-Gitarrist Brian May steht auf der Bühne der Wiener Stadthalle und hält den Arm von Sänger Adam Lambert in die Höhe. 10.500 Fans trampeln, kreischen und johlen, zeigen unmissverständlich, dass sie genauso denken wie May selbst: Für die Band, die mit ihrem bombastischen Rocksound und dem 1991 verstorbenen Sänger Freddie Mercury Musikgeschichte schrieb, ist Lambert ein Glücksgriff.

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Denn beim Wien-Konzert Sonntagabend zeigte sich der 33-jährige Amerikaner, den Queen 2009 beim Finale der Casting-Show "American Idol" kennenlernten, als der beste Sänger, mit dem dem May und Drummer Roger Taylor nach Mercurys Tod zusammengearbeitet haben.

Allen voran überzeugt seine prächtige Stimme: kräftig, dezent exaltiert und im Umfang genauso groß wie die von Freddie. In der Stadthalle glänzt Lambert damit speziell bei den Balladen "Save Me" und "Who Wants To Live Forever". Beides singt er fast ein bisschen zu schön. Mercury zeigte dabei mehr Charisma, mehr Charakter, mehr Spannung. Aber schließlich ist Lambert nicht angetreten, um Freddie zu ersetzen, sondern um "ihn und diese Band zu feiern".

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Hingebungsvoll

Und das tun Queen auf dieser Tour hingebungsvoll – mit mehr als zwei Stunden voll Power und triumphalen, unvergesslichen Melodien. Dazu gibt es das traditionelle Echoplex-Solo von May, bei dem er Harmonien über das eigene Echo legt. Okay, der Donauwalzer fällt dabei heute holprig aus. Aber egal, May ist angeschlagen, laboriert noch an einer Verkühlung. Vielleicht hat er deshalb anfangs ein bisschen unkonzentriert gewirkt, nicht mit mit so viel Feeling wie sonst soliert.

Aber Band und Publikum steigerten sich von Song zu Song. Oder besser: von Hit zu Hit. "Love Of My Life" akustisch im Mittelteil – mit Freddie in Bild und Ton eingespielt – sorgte für den ersten Massenchor. Ein Schlagzeug-Duell zwischen Roger Taylor und seinem Sohn Rufus Tiger wurde bejubelt, weil es so deutlich die Klasse dieser Musiker zeigte.

Und jetzt wummert das markante Bassriff von "Under Pressure" durch die Halle. Endlich reißt es auch Leute auf den Rängen von den Sitzen. Dank Lambert können Queen nämlich jetzt auch diese pompöseren, in der Stimmlage höheren Songs spielen. Die fehlten auf den Tourneen mit Paul Rodgers, weil dieser bodenständige, nüchterne Blues-Sänger sie nicht gut rübergebracht hätte.

Glamour

Das ist der zweite große Vorteil von Lambert: Der offen zu seiner Homosexualität stehende Sänger bringt in seinem Auftreten mit, was bei Rodgers schmerzlich abging – Glamour, Witz, ein augenzwinkernd schwülstiges Gehabe. Bei "Killer Queen" markiert er auf einem lila Sofa die Diva, mal trägt er eine Gold-Fransen-Jacke, mal eine rote Schottenkaro-Hose.

Beim fulminanten Finale mit "We Will Rock You" und "We Are The Champions" sitzt sogar eine Krone auf seinem Kopf. Alles in allem eine Umsetzung, die nicht nur zu diesem üppigen, hymnischen Rock-Sound passt – er verlangt sie sogar.

Sicher hat Brian May nicht rein zufällig gefragt, wie Lambert bei den Fans ankommt. Denn das ist essenziell für die Zukunft dieser unvergleichlichen Band: Wenn sie eine hat, dann nur mit ihm.

KURIER-Wertung: