Kultur

"Erfolgsstory eines Selfmademans"

Wiener Barock. Er bringt exakt zum 350. Geburtstag von Prinz Eugen von Savoyen heute, Freitag, Wien eine zusätzliche, jetzt wieder öffentlich zugängliche Attraktion. Zu besichtigen ist das Wohn und Repräsentationspalais des Feldherren und Diplomaten in der Himmelpfortgasse 6-8, das der „kleine Mann mit dem eisernen Willen“, so Agnes Husslein-Arco, einst prächtig ausstatten ließ.

Bauerbe vereint

Die Belvedere-Direktorin freut sich über den Glücksfall, dass „nach mehr als 260 Jahren Stadt- und Gartenpalast – Winterpalais und Schloss Belvedere – wieder zusammengeführt werden“.

Fischer von Erlach hat, was nun als neuer Kunststandort in der City vom Belvedere als vierter Ausstellungsort bespielt wird, am Beginn des 18. Jahrhunderts entworfen. Hildebrandt hat den Prachtbau zu Ende geführt. Imposant das Treppenhaus mit seinen wuchtigen, von Lorenzo Matielli gemeißelten Atlantenfiguren, die statt Säulen als Stützen dienen – in seiner Höhenwirkung ein Monumentalwerk barocker Baukunst.

Eindrücke: Die Prunkräume des Stadtpalais

Alle Inhalte anzeigen

Im Urzustand

Der erste Stock des Palastes birgt die eigentlichen Wohnräume des Feldherren, Philosophen und Kunstliebhabers, „ohne den Europa heute wohl ganz anders aussähe“, so Husslein-Arco.

Eine Flucht verschwenderisch vergoldeter Säle, nach der Farbe der Brokattapeten benannt, reiht sich aneinander: der gelbe, der rote, der blaue Salon mit Fresken von Marcantonio Chiarini, die Hauskapelle, dann das Goldkabinett, die ehemaligen Bibliotheksräume, darunter der Schlachtenbildersaal, und schließlich der etwas jüngere Tanzsaal.

1752 hat Kaiserin Maria Theresia das Haus erworben „und für ihre Zwecke umgestaltet“, so Husslein-Arco. „Und seither ist es so geblieben – unverändert und ohne Kriegsschäden.“ Ausstellungskurator Georg Lechner: „Vor allem die Deckenfresken im Audienz- wie im Paradeschlafzimmer, das Goldkabinett und die fabelhaften Groteskenmalereien auf vergoldetem Grund beeindrucken heute noch.“

Die Prunkräume werden nach der Letztnutzung als Finanzministerium jetzt zu einem Ort der künstlerischen Begegnung zwischen barocker Ausstattung, den Sammlungen des Belvedere sowie zeitgenössischer Kunst. Kein neues Barockmuseum werde installiert, sondern „ein Museum in barocken Räumen“.

Um 140 Mio. Euro wurde saniert und restauriert, um weitere 5,5 Mio. das neue Museum adaptiert. 2,5 Mio. Euro jährlich stehen für Betriebskosten, Personal und Ausstellungen zur Verfügung.

Im Mittelpunkt der Eröffnungsausstellung im Winterpalais stehen zum 350. Geburtstag des Prinzen Eugen seine Biografie, die Baugeschichte des Palais sowie die militärischen Verdienste des ehemaligen Hausherrn.

„Anhand ausgewählter Exponate soll das Leben des Prinzen greifbar werden, der ursprünglich mittellos an den Hof der Habsburger kam und 1736 als Besitzer mehrerer Schlösser starb. Es ist die unglaubliche Erfolgsstory eines Selfmademans“, so die Belvedere-Direktorin.

„Da das Winterpalais kein klassisch-nüchterner Raum ist, erzeugt der Dialog zwischen Prunksälen und Exponaten eine besondere Spannung, die viel von der damaligen Zeit vermittelt.“

Oberes Belvedere

In der Schau „Die Menagerie des Prinzen“ geht es vor allem um das ursprüngliche Erscheinungsbild im Inneren des Oberen Belvedere.

Durch allegorische Darstellungen an den Decken mehrerer Räume hat sich Prinz Eugen bereits zu Lebzeiten selbst ein Denkmal gesetzt. Diese werden um einige Ausstattungsgemälde ergänzt, die sich ursprünglich hier befanden und nach langer Abwesenheit nun zurückkehren.www.belvedere.at