Verkocht wurden Instrumente – und auch der Sound
Von Peter Temel
Mit Selleriegitarre, Karottenflöte und Gurkofon eröffnete das Vegetable Orchestra am Donnerstag das Wiener Popfest. Nach ihrer perkussionslastigen Show mit "Krautrock"-Elementen (im buchstäblichen SInne) wurde das Instrumentarium verkocht und ans Publikum verfüttert.
Im Gemüse saßen auch viele der laut Veranstalter 20.000 Besucher, die sich über das weitläufige Parkgelände am Karlsplatz verteilten. Wer den sommerlichen Abend ohne selbst Mitgebrachtem bestritt, musste lange Wartezeiten an den Bars in Kauf nehmen.
Auch bei der sechsten Ausgabe des Gratis-Events sind noch nicht alle Kinderkrankheiten behoben. So spielte die Soundtechnik auf der Hauptbühne am "See" längst nicht alle Stückerln, was sich auch bei "5/8erl in Ehr’n" bemerkbar machte. Der chillige, aber brummige Sound der "Wiener Soul"-Combo diente vielen daher nur als Partyhintergrundmusik.
Wer die neue Vielfalt der hiesigen Popmusik entdecken will, sollte sich auf die Beine stellen und zu den vielen Nebenbühnen wandern. Beim Popfest kann man das noch bis Sonntag.
Das Programm finden Sie weiter unten.
Donnerstag, 23. Juli
Vegetable Orchestra (18.30 Uhr, auf der Seebühne)
5/8erl in Ehr’n feat. Fiva (20.00, Seebühne)
Dorian Concept (21.30 Uhr, Seebühne)
Freitag, 24. Juli
Attwenger (20.00 Uhr, Seebühne)
Comeback von Chuzpe (23 Uhr, TU/Prechtlsaal)
Samstag, 25. Juli
Clara Luzia (20 Uhr, Seebühne)
Sonntag, 26. Juli
Fennesz (20.30 Uhr, Karlskirche)
Squalloscope (23.00 Uhr, Karlskirche)
WEITERE INFOS: popfest.at
Am Ende des Popfest Wien wird sie in Podiumsdiskussionen besprochen werden – diese Aufbruchsstimmung in der heimischen Szene. Doch die Helden dieser Bewegung, Wanda und Bilderbuch, sind nicht dabei, wenn das Festival am Donnerstag, 23.7., am Karlsplatz in seine sechste Auflage startet.
Seitdem das Popfest Wien 2010 seinen Einstand feierte, war es das Anliegen von Veranstalter Christoph Möderndorfer, "neue Formen" österreichischer Popmusik in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Idee, die von Anfang an gut aufgenommen wurde. "Das Popfest ist seither stetig gewachsen. Wir hatten anfangs 40.000 Besucher, dann 50.000 und bei den letzten beiden Malen schon 60.000", erzählt er im KURIER-Interview. "Die stärksten Tage mit je 20.000 Zuschauern waren die mit Bauchklang und Effi."
Neuer Sommertermin
Die Neuerungen beim heurigen Popfest: Mit einem Theremin-Workshop gibt es das erste Mal einen Instrumenten-Kurs. Und das Finale Sonntag in der Karlskirche wird erstmals auf den Karlsplatz übertragen (Zählkarten für die Kirche gibt es ab 19.30 Uhr). Für die nächsten Jahre hat Möderndorfer noch einige andere Ideen, das Festival weiterzuentwickeln. Aber: "Über die kann ich noch nichts sagen, weil die Finanzierung noch nicht steht."