Kultur

Pop-Sirene mit Faible für Country: Herzschmerz mit Humor

Zum Ärgern. Hätte es doch ein makellos schöner Konzertabend werden können, hätte ihn nicht einmal mehr ein offenbar minderbegabter Mann an der Tonanlage akustisch versemmelt. Denn einen ähnlich schlecht ausgesteuerten Sound wie Sonntag hat man in all den Jahren, die das Jazz Fest Wien in der Staatsoper gastiert, noch nicht gehört.

Schon beim Support-Act ist die Background-Sängerin lauter zu hören als die Blues- und Soul-Röhre Meena Cryle selbst. Und was sonst aus den Boxen kommt? Ein dumpfes Bummbumm.

Nicht viel besser beim Haupt-Act Cyndi Lauper. Dabei hat die Erfinderin der Mäderl-Power sofort alle Sympathien auf ihrer Seite. Kaum zu glauben, dass das Springinkerl im schwarzem Lederoutfit mit monströsen Schulterpolstern und pinkfarbenen Dreadlocks, das als "Grizabella, The Glamour Cat" ideal besetzt wäre, kürzlich 63 geworden ist.

Wie eine Dolly Parton mit Piepsstimme juchzt und kiekst sie unbekümmert und jugendlich frisch und frech. Sie, die 2011 live im Haus am Ring mit Blues-Coverversionen restlos überzeugt hatte, macht nun einen Ausflug ins Country-, Western- und Rockabilly-Genre.

Sie präsentiert mit sechsköpfiger Begleitband vor allem Klassiker der 40er- und 50er-Jahre aus ihrem aktuellen Nashville-Hommage- Album "Detour": Mit dem nonchalant aus dem Ärmel geschüttelten Wanda-Jackson-Hit "Funnel of Love" erinnert die im Logentheater hopsende Cyndi daran, dass sie zu Beginn ihrer Karriere in einer Rockabilly-Band sang.

Zeitlose Perlen

Zum Patsy- Montana-Cover "I Want To Be A Cowboy’s Sweetheart" reitet sie auf einem Steckenpferdchen und erzählt launig, wie sie als Achtjährige 1961 im New Yorker Stadtteil Queens jeden Samstag in der Früh mit ihrer Schwester vor dem Fernseher auf den Beginn der Western-Serie "Billy Bang Bang and his Brother Butch" entgegenfieberte.

"She Bop" ist eine Aufforderung zum Tanz. Und immer wieder drückt der Tontechniker die ohnedies kraftvolle Stimme der Lauper in den Hintergrund.

Einmal legt sich Cyndi auf den Rücken, lässt den Kopf lässig über den Bühnenrand hängen, "When You Were Mine" ist ein Gedenken an den jüngst verstorbenen Prince. Quietschfidel singt sie, was schon Peter Alexander zum Hit herzte: Bei ihr heißt Harlan Howards Song von 1959 "Heartaches By The Number". Und beim Wiener Entertainer? "Ich zähle täglich meine Sorgen".