Kultur

Pink Floyd: Tornado-Jets und böse Trips

"Es war schon traurig, bei der Arbeit an dem Box-Set in den alten Videos unsere verstorbenen Mitglieder Syd Barrett und Rick Wright in der vollen Blüte ihres Lebens zu sehen. Aber es war auch schön, beobachten zu können, wie wir über die Jahre an unseren Instrumenten kompetenter geworden sind."

Pink-Floyd-Drummer Nick Mason ist seit jeher der Archivar der britischen Kultband. Jetzt hat der 72-Jährige fast alles, was von den frühen Jahren übrig war, auf den Markt gebracht. Die Box "The Early Years: 1967– 1972" enthält Demos, unveröffentlichte Songs, Interviews und TV-Auftritte.

Für diejenigen, die für diese 27 Audio- und Video-Discs nicht weit über 500 Euro ausgeben wollen, gibt es ein Doppelalbum.

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Speziell für hiesige Fans birgt die große Box aber Schätze: Unter dem siebenstündigen Material von Live-Auftritten sind Ausschnitte aus dem ersten Österreich-Konzert. Damals – 1971 – spielten Pink Floyd für eine Gage von weit über 200.000 Schilling (damals das teuerste Konzert in Österreich) mit Chor und Bläsern beim Musikforum Ossiach "Atom Heart Mother".

Harte Arbeit

Zusätzlich gibt es in der Box 15 Stunden Video-Material, das drei Feature-Filme inkludiert. Und überarbeitete Versionen der Musik zum Film "Zabriskie Point" von Michelangelo Antonioni. An diese Zusammenarbeit erinnert sich Mason mit gemischten Gefühlen. "Das war harte Arbeit. Zum Beispiel die Musik zur Liebesszene in der Wüste: Da hatten wir immer wieder Gespräche, wo er sagte, das ist zu traurig, zu lustig, zu wenig liebevoll. So schrieben wir sieben verschiedene Stücke, damit er sich die passende Stimmung für die Szene aussuchen konnte. Am Ende nahm er dafür dann trotzdem etwas von The Grateful Dead."

Einigen Raum in dem Box-Set nimmt die Erinnerung an Gründungs-Gitarrist Syd Barrett ein, der 1968 gefeuert wurde, weil er durch Drogenkonsum "einen Realitätsverlust" erlitten hatte. David Gilmour, Barretts bester Freund, trat an seine Stelle.

"Bis heute wissen wir nicht wirklich, was mit Syd passiert ist. Höchstwahrscheinlich lag es daran, dass er LSD nahm und das bei ihm extrem schlechte Auswirkungen hatte. Daran, dass er damit weitermachte, wenn er das nicht mehr hätte tun sollen. Das einzige, was ich in Bezug darauf sicher sagen kann: Wir waren damals unfähig, damit umzugehen. Was wir taten, war, ihm einen Tag frei zu geben. Im Nachhinein gesehen war das so hilflos!"

Gerne erinnert sich Mason an die Jagd auf Geräusche für die Pink-Floyd-Songs, als die nicht vom Computer generiert werden konnten: "Einmal stand ich am Ende eines Rollfeldes, um das Geräusch von gerade abhebenden Tornado-Jets auf Band zu bekommen. Die Uhren vom Song ,Time‘ hat aber unser damaliger Toningenieur Alan Parsons aufgenommen. Er nahm bei einem Händler jede Uhr einzeln auf. Und wir haben das im Studio überlagert und zusammengebaut."

Hat Mason bei der Arbeit am Box-Set auch Dinge gefunden, die ihm heute peinlich sind? "Klar denkst du etwa: Warum zum Teufel hatte ich immer Pelzmäntel an? Warum wurden die immer größer und dicker? Aber dass die Haare immer länger wurden, gefällt mir gut."