Pflaumenblüte hilft bei Wang, Zhang, Zhou, Zhu
Von Peter Pisa
Mao zeigt seine Pflaume.
Was immer das heißt.
Steht in "Langer Marsch" von Clementine Skorpil. Grauslich. Passt aber gut dazu, dass Mao noch immer verehrt wird, der Massenmörder, der auf Zigaretten und Frauen aus war (und dichtete: "Niemand weiß, wohin der gelbe Kranich flog ...")
Manchmal holte er sich intellektuelle Frauen, dann wieder zwölfjährige Bauerntöchter – die überhaupt keine Wahl hatten, denn in China mussten Töchter glücklich sein, wenn sie die Väter nicht verhungern ließen.
In der Sänfte
Dass man ihm zur Macht verhalf: ein Fehler, eine Täuschung. Der Ich-Erzähler warnt seinen Sohn, der sich den Roten angeschlossen hat. Dieser Mahner war nämlich dabei, als Soldaten in den Kämpfen gegen Chiang Kai-shek verheizt wurden – als die Kommunisten marschierten bzw. als sich Mao in der Sänfte tragen ließ.
Clementine Skorpil bewegt sich damit – nach den Romanen "Gefallene Blüten" und "Guter Mohn, du schenkst mir Träume" – in der Zeit voran. In den 1930ern tauchen zwischen historischen Personen wieder die fiktive Kurtisane Pflaumenblüte und deren Oma auf.
So geht’s, so hält man durch, so erträgt man die eigene Unzulänglichkeit, oft die chinesischen Namen zu verwechseln: Wang, Zhang, Zhou, Zhu ... Zumal ein General vergiftet wird, ein Koch erschlagen wird, und Maos Sänftenträger ist auch tot.
Die in Graz geborene Autorin, die in Wien Geschichte und Sinologie und in Taiwan Chinesisch studiert hat, lässt ihren "Langen Marsch" großteils aus Dialogen bestehen.
Es wäre schön gewesen, weniger zuhören zu müssen. Es wäre schön gewesen, mehr zu sehen.
Clementine Skorpil:
„Langer Marsch“
Löcker
Verlag.
300 Seiten.
19,80 Euro.
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern