Kultur

Ein Engel, Disco-Reminiszenzen und der Wackeldackel-Reflex

Opera goes Dancefloor. Ein Sommerfest der seichten Elektropopmusik. Was die beim Jazz Fest Wien soll, kann – nein, muss – man sich fragen.

Aber schon vor Konzertbeginn aus den Lautsprecherboxen quellende penetrante Beats lösen bei vielen den Wackeldackel- Reflex aus: Kopfnicken als Anti-Aging-Therapie.

Immerhin bringen die Pet Shop Boys auf "Electric"-Tour in der restlos ausverkauften Staatsoper am Freitag zum Rattern, Knattern und Blubbern in der Endlosschleife, zu Synthesizersounds, Vocodertönen, picksüßen Melodien und biegsamen Tänzern eine Licht- und Lasershow, Videos, Nebelkanonen und einen Konfettiregen mit.

"Love Is A Bourgeois Construct", "Suburbia", "West End Girl" ... Vieles am u.a. mit Strawinskys "Le sacre du printemps" bombastisch aufgemascherlten Zitatpop klingt wie eine Verneigung vor Kraftwerk. Da wirkt es wie der von einem sympathischen Engel inszenierte Witz, dass den Klangteppich bei "It’s a Sin" plötzlich ein Stromausfall hinter der Bühne unterbricht.

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Als die gut geölte Disco-Maschine nach wenigen Minuten wieder ihren Betrieb aufnimmt, ist das britische Duo schon fast in der Zielgeraden und entzückt das klatschfreudige Publikum noch mit "Domino Dancing" und dem All Day, all Day-Echo und "Always on my Mind", bis bei "Go West" als Zugabe alle schunkelnden Mittvierziger, gerührt von ihren Jugenderinnerungen, endgültig aus dem Häuschen sind.

Neil Tennant singt mit nasaler Stimme. Chris Lowe an den Keyboards wirkt, als würde er sich lieber allein langweilen. Musikalisch ist ja auch nicht viel passiert. Aber sogar das haben die zwei geschickten Sound-Bastler im Repetoire: "Being Boring".

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