Kultur

Der Cowboy kann ja nichts dafür, dass er kein Hirn hat

Ein Cowboy erzählt, wie das war 1871 im stinkenden Wilden Westen mit General Custer und so.

Jock Marder ist geistig etwas beschränkt, er ist rassistisch – er ist also ein Typ wie John Wayne.

Nicht wie der Kinoheld, sondern wie der Hollywood-Schauspieler. In Glenn Greenwalds noch nicht übersetztem Buch "Great American Hypocrites" (Große amerikanische Heuchler) steht:

"John Wayne war eine der größten und widerlichsten amerikanischen Täuschungen."

(Die Indianer fand er egoistisch, weil sie ihr Land behalten wollten. Haha. Und sein Glaube an die "weiße Überlegenheit" war unerschütterlich.)

Der Hund!

Cowboy Jock Marder erzählt anfangs, wie er beobachten musste, dass WEISSE Banditen – als Indianer schlecht verkleidet – sein Haus niederbrannten, seine Frau entführten und seinen Hund erschossen haben.

"God’s Country" kommt als Westernparodie daher, also ist es nicht verwunderlich, wenn Marder in den nächsten Ort reitet und um einen Whiskey bettelt ...

Haus abgefackelt? Interessiert hier niemanden. Frau entführt? Christliche Nächstenliebe nutzt leider wirklich nichts mehr. Aber Hund erschossen? Mit einem Pfeil? Alle im Saloon sind entsetzt: "Was für Barbaren treiben sich denn in der Gegend herum?"

Jock Marder bekommt mehrere Getränke spendiert.

Widerlich

Es ist überraschend, dass Herausgeber Ilija Trojanow den Band zwölf der "Weltlese"-Reihe des Gutenberg Verlags etwas Lustigem widmet.

Es ist nur beim ersten Blättern überraschend.

Trojanow wählte eine Geschichte über einen Außenseiter, "der den rechten Weg zwar auch nicht kennt, aber nie vom Pfad der Menschlichkeit abkommt."

Damit ist NICHT der Cowboy gemeint, der immer widerlicher wird.

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Der wirkliche Held (der es im Wilden Westen nicht sein durfte) ist der kultivierte Afroamerikaner, genannt Bubba. Ein Indianerfreund ist er auch . Aber der beste Fährtenleser weit und breit.

Er hilft. die Entführte zu suchen. Bubba tut, was zu tun ist; und muss sich zum Dank "Nigger" nennen lassen; und entschuldigt das weiße Verhalten: "Kannst ja nichts dafür, dass dein Gott dir kein Hirn in den Kopf getan hat."

Der ganze Dreck, der sich in Kansas City und in den Köpfen auftürmt, ist erst am Ende ganz sichtbar. Fast geniert man sich, ab und zu gelacht zu haben.

Percival Everett, 58, ist im deutschsprachigen Raum unbekannt. In den USA, in Frankreich und Italien mehren sich die Fans des Englischprofessor der University of Southern California. Ein vielseitiger Schriftsteller, satirisch, philosophisch. Ein Renaissancemensch, der Musik macht und malt. John Wayne könnte nichts mit ihm anfangen.

KURIER-Wertung:

INFO: Percival Everett: „God’s Country“ Übersetzt von Susann Urban. Edition Büchergilde. 260 Seiten. 23,60 Euro.