Kultur

Patrice wandelte auf den Spuren seines Idols Bob Marley

Das „Tuff Gong“-Studio in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston ist nach wie vor beseelt vom Geist seines Gründers. An grünen, gelben und roten Paneelen hängen die Platin-Platten von Bob Marley, und die Maschinen im Aufnahmeraum sind vielfach auch noch die, die der berühmteste Reggae-Musiker aller Zeiten anno dazumal benützt hat.

Patrice – obwohl ein riesiger Bob-Marley-Fan – hat immer „einen Bogen“ um das „Tuff Gong“-Studio gemacht: „Ich hatte viel zu große Ehrfurcht davor“, erzählt der in Köln geborene Sohn eines Schriftstellers aus Sierra Leone im KURIER-Interview. „Als ich mich jetzt doch dorthin traute, spürte ich deutlich die Seele von Marleys Schaffen, dachte, da musst du dich jetzt echt anstrengen.“

Hype

Auf „The Rising Of The Son“ klingt Patrice deshalb – wenig überraschend – so Reggae-lastig, und – sehr überraschend – so unangestrengt, wie schon lange nicht mehr.

„Nach meinem Debüt haben mich alle in die Reggae-Schublade gesteckt“, erklärt er. „Da gab es diesen Hype mit Gentleman, Seeed und Culcha Candela, von dem ich kein Teil sein wollte, weil ich mehr kann. Deshalb habe ich mich mit den nächsten Alben davon distanziert. Wenn ich aber Soul mache, ist mir das nicht so geläufig wie Reggae, bei dem ich mich wie ein Fisch im Wasser fühle. Da muss ich mich darum bemühen, mir das zu eigen zu machen. Das war toll, weil nur so wird man nicht bequem. Aber nachdem der Reggae-Hype abgeklungen ist, war es Zeit für mich, dahin zurückzukehren.“

Wie Bob Marley hat auch der 34-Jährige Sendungsbewusstsein. Als Grundthema für „The Rising Of The Son“ hat er sich deshalb „die Gegenpole Angst und Liebe“ ausgesucht. So singt er in „Boxes“ darüber, wie Leute in Schubladen gesteckt werden, wie sich der Mut, diese „Boxes“ zu sprengen, lohnt.

Steve Jobs hat außerhalb von Schubladen gedacht und so Produkte erfunden, die die Welt erobert haben. Die Anstöße, die Welt zum Besseren zu verändern, kommen immer von Leuten, die außerhalb von Schubladen denken. Man muss sich nur trauen, Individualist zu sein. Was hindert einen wirklich daran? Nur die Angst.“

Film

Alle Inhalte anzeigen
Allerdings gibt Patrice gern zu, dass er selbst solche Angst-Grenzen nie überwinden musste. „Als ich meine erste CD machte, haben alle anderen Hip-Hop gemacht. Eine Reggae-Platte erschien vielen als Risiko. Ich hab es trotzdem gemacht, weil ich aus irgendeinem Grund gewusst habe, dass es funktionieren wird.“

So ging es ihm auch, als er in Sierra Leone einen Film zu „The Rising Of The Son“ drehte, in dem in einer symbolischen Gangsterwelt ein Mann von seinen Ängsten gejagt wird. „Mein Vater war auch Regisseur, so liegt das in der Familie. Und ich war bei den Drehs zu meinen Videos von der Umsetzung meiner Konzepte durch die Regisseure immer frustriert. Ich dachte, ich kann das besser. Also hab’ ich es gemacht.“

Alle Inhalte anzeigen

Patrice kommt mit seinem neuen Album am 20. Dezember in der Wiener Arena und am 21. Dezember im Conrad Sohm in Dornbirn live vorstellen.