Kultur

Palfrader und Scheuba "ein bisserl aggressiv"

Es gibt Politiker, die unter Verdacht stehen, Kabarettisten zu sein, die Politik machen. Und Kabarettisten, die provozieren wollen: Hirnaktivität zum Beispiel. Die Gedanken Flügel verleihen und unterhalten wollen. Schließlich ist Humor ein Abfallprodukt von Intelligenz.

Apropos: "Flügel" ist nach "Männer fürs Grobe" das neue Programm von und mit Robert Palfrader und Florian Scheuba im Rabenhof. Wer weiß, ob sie dabei als Zornbinkerl rotsehen oder nur mit dem roten Tuch wacheln.

"Das rote Tuch ist das, wofür wir stehen: Provokation. Da wir uns diesmal quasi mit einem roten Bullen anlegen, war es für uns naheliegend, dieses Bild zu wählen", sagt Scheuba im KURIER-Gespräch.

"Das ist ein Teil unserer Arbeit. Es geht immer um den Versuch, Leute aus der Reserve zu locken. Nicht primär um Provokation, aber das Provokative spielt schon auch eine Rolle. Und das Sich-Anlegen mit kräftigen Gegnern."

Im Reich der roten Bullen

Also wollen sie "den Stier bei den Flügeln packen". Oder so ähnlich. "Wir spielen wieder uns selbst wie schon bei ,Männer fürs Grobe‘", so Scheuba. ",Flügel‘ zeigt uns, wie wir sind, konfrontiert mit Problemen."

So gibt’s beim Gefecht mit scharfer Klinge Begegnungen u. a. mit Niki Lauda und Peter Schröcksnadel, Werner Faymann und Karlheinz Grasser, Psychiatern und Investmentbankern, Atheisten und Kapitalismusgläubigen, Mohammed und dem heiligen Geist ...

"Vielleicht hätten wir ,Flügel‘ nicht miteinander geschrieben, hätte es ,Wir Staatskünstler‘ länger gegeben", sagt Palfrader. "Ich habe den Florian vermisst. Das Erstellen des Stückes ist ein wichtiger Prozess für mich. Und das Herumprobieren, wie man beides erreicht: Dass es elegant ist und dass man etwas sagt." Der Premierentermin am 7. Oktober, nur vier Tage vor der Wien-Wahl, ist Zufall. Assoziationen mit den Wiener Roten sollen nicht aufkommen. Die kommen schon in Scheubas Solo "Bilanz mit Frisur" vor, für das er am 3. 11. in der Wiener Urania mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet wird.

Was bringt das Duo in Rage?

"Ignoranz. Dummheit. Menschenverachtung", sagt Scheuba. "Und Anmaßung. Menschen, die in der aktuellen Flüchtlingsdiskussion in Österreich einfache Lösungen propagieren, machen mich auch ein bisschen aggressiv. Da bin ich sehr misstrauisch. Das ist sogar doppelt fies: Einerseits etwas zu behaupten, was nicht stimmt. Andererseits vorzutäuschen, dass es eine einfache Lösung gibt. Das finde ich unanständig. Das ist eine Form der Lüge, die mir besonders zuwider ist."

Zukunft: ungewiss

"Dass Differenzieren einmal zu einer Kunstform aufsteigen wird", hätte sich Palfrader "auch nicht gedacht. Zu differenzieren ist total aus der Mode gekommen. Es gibt nur noch das Blöken und Krakeelen. Nachdenken ist halt aufwendig und kostet viel Energie. Und dazu sind viele Leute nicht mehr bereit."

Bevor Scheuba am 10. März die Hektiker für ein Comeback zu einem "Plauderabend mit Improvisationen" vereint, wird noch eine "Staatskünstler"-Bilanzsendung für 30. 12. aufgezeichnet. Die weitere Zukunft des Politsatire-Formats: ungewiss. Ebenso die Fortsetzung der TV-Serie "Der Metzger" nach den Krimis von Thomas Raab mit Palfrader. Und die Pläne für "Kaiser"? "Eingeschränkt", so Palfrader. "Ich weiß nicht, ob’s 2016 überhaupt weitergeht, ob das g’scheit ist. Ich würd’ schon wollen, aber wie? Und wie oft? Aber wer weiß, ob sich diese Frage überhaupt noch stellt."

Ein Projekt gäbe es noch "in Übersee". Hollywood hat angerufen? "Zwei Mal", witzelt Palfrader. "Aber ich hab’ nicht abgehoben."

Info:Florian Scheuba ist beim KURIER-Tag am 25. 9. (11–18 Uhr) Stargast im Gespräch mit Helmut Brandstätter (15.45–16.15 Uhr; Veranstaltungszelt in der Mooslackengasse beim KURIER-Medienhaus)