Kultur

Paddy McAlonn startet zum Comeback

Diese rote Hose und die roten Schuhe – richtig rot sind sie, grell, leuchtend: Paddy McAloon hat sie immer noch. Obwohl sie dem Mastermind der britischen Band Prefab Sprout den Ruf des Spinners eingebracht haben, der sich wie ein Waldschrat im Haus bei Durham in Nordengland verkriecht.

Nur Letzteres stimmte. Und auch nur bis jetzt. Denn soeben hat der 56-Jährige mit „Crimson/Red“ ein Comeback-Album veröffentlicht, bei dem er im Titel auf die Farbe Bezug nimmt. „Rot ist lebendig und ich habe es benützt, um meine Stimmung zu heben, als ich Mitte der 00er-Jahre aus gesundheitlichen Gründen eine schwere Zeit durchmachte“, erklärt er im KURIER-Interview. „Die rote Hose, die roten Schuhe – sie haben mich amüsiert. Ich habe mir oft Klamotten aus diesem Grund gekauft. Das Problem ist nur, wenn du außer Haus gehst und vergisst, dass du – sagen wir – auffällig angezogen bist, halten andere dich schnell für eigenartig.“

Dynamisch

Deshalb zieht sich McAloon jetzt lieber „langweilig“ an, wenn er in die Stadt geht. In seinem Heim-Studio kommt die leuchtende Jean aber noch zum Einsatz. Denn: „Ich habe festgestellt, dass ich dynamischere Songs schreibe, wenn ich sie anhabe. Denn manchmal will ich mich so weit wie möglich von dem introspektiven Songwriter, der ich bin, entfernen.“

Als solcher etablierte sich McAloon mit Prefab Sprout in den 80er- und frühen 90er-Jahren. Obwohl seine Band nie den ganz großen kommerziellen Durchbruch schaffte, wurde McAloons Talent als Songwriter mit dem von Elvis Costello und Morrissey verglichen. Kritiker bejubelten Prefab-Sprout-Platten für die zeitlos schöne Musik und die intelligenten Texte.

„Crimson/Red“ ist da keine Ausnahme. McAloon singt über Versuchung, den Teufel und die Macht der Musik – verpackt in bildgewaltig erzählte Storys, die er mit fließenden Melodien und seinem typischen Gesang paart, den er als „glorifiziertes Wispern“ bezeichnet.

Verrückt

Auch wenn er diesem Wispern einmal genauso entfliehen wollte wie dem introspektiven Songwriter, ist er jetzt froh, wenigstens diese Stimme zu haben. Denn eine Zeit lang – die Zeit, in der er sich mit roten Hosen aufmuntern musste – dachte er, er werde nie wieder singen können: Kurz nachdem er eine Netzhautablösung mit komplizierter Operation überstanden hatte, bekam er Tinnitus. „Ich bin eines Tages mit einem lauten Ton in meinem rechten Ohr aufgewacht“, erinnert er sich. „Es war so laut, dass ich nicht schlafen konnte, und hat mich fast verrückt gemacht.“

Sechs Monate verbrachte McAloon deshalb auf einer Matratze in einem Nebenraum, damit wenigstens seine Frau und die drei Kinder Schlaf bekommen konnten. Erst dann besserte es sich langsam. Aber noch heute kann er tiefe Frequenzen nicht unterscheiden, weshalb eine Tour für ihn ausgeschlossen ist: „Die Ärzte sagten, um der Ursache auf den Grund zu gehen und das ganz wegzubekommen, müsste man den Kopf amputieren. Aber ich hänge sehr an meinem Kopf – sicher mehr als am Konzertespielen.“