"Otello": Statische Eifersucht, seltsame Mäntel
Mit etlichen Fragen wurde das Publikum am Samstag in der Wiener Staatsoper in die Pause entlassen: Warum müssen die männlichen Protagonisten dieser Vorstellung derartige Mäntel anziehen?
Was tragen die im Hintergrund ständig flimmernden Videoinstallationen zum Inhalt bei?
Wozu die Gittertore? Und wie ließe sich die wuselnde Massenszene zu Beginn zufriedenstellender lösen?
Die seit 2006 gezeigte Inszenierung der Christine Mielitz von Giuseppe Verdis Altersmeisterwerk „Otello“ ist mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss und erinnert obendrein zu sehr an den „Fliegenden Holländer“ der Regisseurin.
Für den Einsatz im Repertoire bietet das Konzept aber für die jeweilige Besetzung genug Raum zur individuellen Gestaltung. Dmitri Hvorostovsky wusste diesen von Beginn an für sich zu nutzen. Der russische Bariton bot bei seinem Rollendebüt eine meisterhafte Darstellung des sich rächenden Bösewichts. Sein Jago dominierte stimmlich wie darstellerisch die ersten beiden Akte der Oper unangefochten.
Im dritten und vierten Akt schließlich konnten sich auch die in den Intrigen des Jago beinahe zu Spielfiguren degradierten Personen beachtlich steigern: Anja Harteros begeisterte als Desdemona (ebenfalls ein Rollendebüt) mit einer vokalen Bandbreite, die von hauchzart angesetzten Spitzentönen bis zu vollmundiger Verteidigung reichte.
José Cura wirkte als eifersüchtiger Otello insgesamt zu statisch. Stimmlich punktete der Tenor mit schönen Piano-Tönen und leichtem Parlando. Eher blass blieben Marian Talaba (Cassio) und Jinxu Xiahou (Rodrigo). Tadellos agierte im Graben das von Dan Ettinger geleitete Orchester der Wiener Staatsoper.
KURIER-Wertung:
Von Marion Eigl