Oscar-Reise: Israel hofft auf Promi-Selfies
Wenn Leonardo diCaprio, Jennifer Lawrence oder Matt Damon bei der Oscar-Zeremonie Ende des Monats ihre Geschenkpakete öffnen, ist das teuerste Präsent zugleich das heikelste. Israel lädt die 25 Nominierten in den fünf Hauptkategorien und Moderator Chris Rock zu einer zehntägigen Luxusreise ein. Inklusive Erste-Klasse-Flügen und Spitzenhotels liegt der Marktpreis bei umgerechnet 50.000 Euro.
Der bei den Oscar-Verleihungen übliche "Swag Bag" (Beutesack) für die Top-Nominierten fällt 2016 besonders üppig aus, wozu in erster Linie das israelische Lockangebot beiträgt. Origineller, wenn auch weniger teuer sind unter den insgesamt jeweils 41 Geschenken die "Vampire Bruststraffung" mittels Eigenbluttherapie für 1.700 Euro oder das Paket mit sechs Rollen ultraweichen Klopapiers für läppische 250 Euro.
Doch wer das Top-Präsent annimmt, darf sich auf Anfeindungen gefasst machen. Kritiker werfen Israel vor, diese Werbekampagne solle vom Konflikt mit den Palästinensern ablenken, insbesondere der Blockade des Gazastreifens und der bald 50-jährigen Besatzung des Westjordanlands. Die beiden britischen Star-Regisseure Mike Leigh und Ken Loach haben die Begünstigten bereits aufgefordert, diesen Gutschein an palästinensische Flüchtlinge weiterzureichen.
Das israelische Tourismus-Ministerium erklärt dagegen, die Promi-Touren sollten das wahre Bild Israels verbreiten helfen. Initiator Samuel Gee, Chef der PR-Agentur exploreisrael.com, sagt der Oscar-Beitrag sei Teil des Bemühens, "Multiplikatoren" nach Israel zu bringen: "Die Leute neigen doch dazu, ihren Idolen nachzueifern." Und die sozialen Medien haben deren Einfluss vervielfacht.
"Jeder der Beschenkten hat Millionen Anhänger. Besucht uns ein Filmstar und postet sein hier aufgenommenes Selfie, ist der Werbewert riesig", sagt Amir Halevi, Generaldirektor des Ministeriums, im Gespräch mit der AFP. Gee ergänzt: "Klar hoffen wir auf Publizität, wenn sie per Twitter und weiteren sozialen Medien berichten, welch tolle Zeit sie verbringen; aber das ist ihnen völlig freigestellt."
Doch der PR-Schuss kann auch nach hinten losgehen. So haben sich zwei der bedachten Schauspieler, Mark Ruffalo und Mark Rylance, in der jüngeren Vergangenheit sehr kritisch zur israelischen Haltung im Nahostkonflikt geäußert.