Hat Bianca tatsächlich einen Wurm?
Von Peter Pisa
Seien wir ehrlich: "Brauchen" muss man das nicht, was uns Olga Flor wie erzählt und warum. Aber darum geht’s ja nicht allein.
Das Spiel der Wiener Schriftstellerin mit Identitäten nötigt als sprachliches Kunstwerk größten Respekt ab.
Geschrieben ist "Ich in Gelb" als Blog, der zeitlich zum Teil rückwärts abläuft. Es bloggt eine angeblich 13-Jährige namens Alice, die sich nextGirl nennt, bzw. sie plappert so, dass es g’scheit klingt, aber wenig bedeutet. Das ist heutzutage egal, es zählt etwas anderes: "Nur ein dokumentiertes Leben ist ein echtes."
Auch wenn es falsch ist.
Eine "Bianca" liest den Blog regelmäßig und kommentiert: ein Model, das einen Bandwurm hat, der ihren Körper verformt.
Das also macht sie interessant.
nextGirl ist in dieser Hinsicht arm dran: Sie hat bloß einen Vater zu bieten, der erst spät entdeckt hat, dass er schwul ist.
Fantasien
Man liest über Achselhaare, über Quallen, Darmspiegelung, es geht um die Farbe Gelb ("den natürlichen Feind aller Hautfarben"), es geht um Spiegel und um Selbstdarstellung ... wer ist denn "selbst"? Wer ist bloße Fantasie?
Wer durchschaut, ob jemand wirklich so ist, wie er sich gibt? Oder nur deshalb so ist, weil er will, dass man ihn so sieht und nicht sehen kann, wie er ist?
Wer sich drehen will, der trinkt oder liest.
KURIER-Wertung: