Österreichische Kammersängerin Wilma Lipp mit 93 Jahren gestorben
Die österreichische Kammersängerin Wilma Lipp ist am Samstag im Alter von 93 Jahren in ihrem Haus in Inning am Ammersee in Bayern verstorben. Das teilte die Wiener Staatsoper, deren Ehrenmitglied die Sopranistin war, am Sonntagnachmittag mit.
Geboren wurde Wilma Lipp am 26. April 1925 in Wien. Sie erhielt mit neun Jahren Klavier- und ab dem 15. Lebensjahr Gesangsunterricht. 1943 debütierte sie als Rosina in Rossinis "Der Barbier von Sevilla". Ihren ersten großen Erfolg an der Staatsoper feierte sie unter Josef Krips als "Königin der Nacht" in Mozarts "Zauberflöte", ihrer späteren Paraderolle , die sie rund 400 Mal - unter anderem an der Mailänder Scala und an der Pariser Oper - verkörperte. 1948 debütierte sie als Konstanze in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" bei den Salzburger Festspielen, 1951 gab sie in Bayreuth ihr Debüt.
Wandel zur lyrischen Sopranistin
Im Alter von 26 Jahren wurde Lipp zur jüngsten österreichischen Kammersängerin aller Zeiten ernannt, 1982 zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper. Gleichzeitig mit ihren Erfolgen auf den internationalen Opernbühnen widmete sich die Sängerin auch dem Konzertgesang, wobei ihr Repertoire von der klassischen Oratorienliteratur und den Konzertarien Mozarts bis zur Musik der Gegenwart reichte. U.a. sang sie auch in den USA und in Südamerika.
In den späten 1950er-Jahren vollzog sich der Wandel zum Fach der lyrischen Sopranistin. Ab der Mitte der 1970er-Jahre begann Lipp, die mit dem früheren Generalsekretär der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und nachmaligen Staatsoperndirektor Rudolf Gamsjäger verheiratet war, allmählich, sich vom Opernbetrieb zurückzuziehen und pädagogischen Aufgaben zuzuwenden. Am 5. Juni 1981 sang Wilma Lipp das letzte Mal an der Wiener Staatsoper. Von 1982 bis 1998 unterrichtete sie als Professorin am Salzburger Mozarteum und setzte sich insbesondere für die Förderung der Operette ein.
"Jahrtausendsängerin"
Rund 1.200 Vorstellungen sang die Sopranistin im Haus am Ring und prägte als Mitglied des Mozart-Ensembles die Musikgeschichte der Nachkriegszeit mit. "Wilma Lipp sang göttlich. Als jüngste in einem Weltensemble hat sie gesungen wie ein Glöckerl", hatte Peter Dusek die Sängerin 2004 gewürdigt, als er die Laudatio zur Verleihung des "Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien" an die "Jahrtausendsängerin" hielt.
"Wilma Lipp war eine prägende Gestalt des Wiener Mozartensembles nach der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper. Sie war eine der wichtigsten Sängerinnen der Böhm- und Karajan-Zeit sowohl auf der Bühne als auch auf Aufnahmen. Neben ihrem sängerischen Wirken hinterlässt sie ein Vermächtnis als große Pädagogin und als Vorbild für das heutige Solistenensemble: Wilma Lipp hat hingebungsvoll vorgelebt, wie man als festes Mitglied an einem Haus künstlerisch aufblühen und parallel dazu eine internationale Karriere aufbauen kann. Wir verneigen uns in Dankbarkeit und Demut vor Wilma Lipp, die vier Staatsopernjahrzehnte künstlerisch vergoldet hat", so Staatsoperndirektor Dominique Meyer.
Als Zeichen der Trauer wird die Staatsoper die schwarze Fahne hissen und seinem Ehrenmitglied die "Falstaff"-Vorstellung am kommenden Mittwoch widmen. Eine öffentliche Trauerfeier ist ebenso geplant - Datum und Details werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben.