Nur ja nicht sein Auto mit Blut versauen!
Von Peter Pisa
Es ist ein positives Buch ... auch wenn es bis Seite 186 (von 191 Seiten) dauert, bis man das merkt.
Da befreit sich – wir sind Ende der 1970er-Jahre in Wien – die blutjunge Valerie aus der Umarmung:
"Bitte nimm jetzt deine Sachen und geh!"
Davor war es eher so:
Auf einer Autofahrt verdächtigt sie der weit ältere Bojan, einem "Neger" nachgeschaut zu haben und schlägt ihr mit Hammerfaust auf den Kopf. Es fühlte sich an wie Marmeladegläser, die aus dem Asphalt zersplittern.
Valerie blutet ... und ihre einzige Sorge ist: Sie muss unbedingt verhindern, dass sie das neue Auto versaut, sonst "würde sich der Sturm in die Länge ziehen."
Falsche Liebe
Bei Ela Angerers erstem Roman "Bis ich 21 war" durfte man annehmen, dass sie autobiografisch erzählte.
Das Zimmer mit den Biedermeierpüppchen, in dem sie aufwuchs, das war wirklich das Zimmer der Autorin.
Der Kaviar, den sie damals löffelte, weil für ein Kind nichts Brauchbares im Haus war, der war Bestandteil ihrer Wohlstandsverwahrlosung.
Bei "Und die Nacht prahlt mit Kometen" geht das nicht. Das heißt: In einem Interview sagt sie, das habe nichts mit ihr zu tun, im nächsten deutet sie Ähnlichkeiten mit ihrem Leben an. Dumme Fragerei. Ist doch egal. Die Geschichte einer Selbstunterwerfung ist jedenfalls – leider – nachvollziehbar. Und exemplarisch – auch, was misslungene Integration betrifft.
Ela Angerer: "Dieser Bojan, der als 13-Jähriger mit seinen Eltern aus Ex-Jugoslawien nach Wien kam und sich immer ausgestoßen gefühlt hat, blickt mit dementsprechendem Hass auf die österreichische Gesellschaft."
Als Künstler gab er sich aus. Viele Frauen nahm er gleichzeitig aus ... 30 Jahre später erinnert sich Valerie. Verdrängen geht nicht: Sie hat eine Tochter von Bojan. Und er versucht, über Facebook Kontakt aufzunehmen.
Man kann ja nicht behauten, dass der Roman zur Lieblingslektüre von Männern werden wird. Aber Ela Angerer ist erschreckend gut, sodass man zu ihr über die Grenze springt.
Ela Angerer:
„Und die Nacht prahlt mit
Kometen“
Aufbau Verlag.
191 Seiten.
20,60 Euro.
KURIER-Wertung: ****